Athen empört: "Wollen uns in Quarantäne stellen"

Flüchtlinge bei der Ankunft auf einer griechischen Insel.
Flüchtlingskrise: Mikl-Leitner drohte Griechen mit Schengen-Ausschluss. Diese üben scharfe Kritik an der Innenministerin.

Mit einer Mischung aus Angst und Empörung haben am Dienstag griechische Presse und Regierung auf Drohungen aus der EU reagiert, Griechenland aus dem Schengen-Raum auszuschließen, wenn es seine Seegrenze zur Türkei nicht besser schütze. Auf dem Seeweg kommen täglich viele Migranten nach Griechenland und damit nach Europa.

Das griechische Außenministerium hat Innenministerin Johanna Mikl-Leitner (ÖVP) nach ihrer Drohung scharf kritisiert. Mikl-Leitner solle ihre Worte "besser abwägen", wenn es um das Flüchtlingsthema und die Verantwortung Griechenlands hierfür gehe, schrieb das Ministerium am Montag auf seiner Website.

"Müssen Dinge beim Namen nennen"

Mikl-Leitner solle nicht "auf der Grundlage des innenpolitischen Gleichgewichts in Wien sondern vielmehr im Rahmen des europäischen Geistes denken", schrieb der griechische Außenministeriums-Sprecher Konstantinos Koutras weiter.

Die österreichische Innenministerin erklärte indessen am Montag beim EU-Innenministerrat, "es ist einfach Zeit, die Dinge beim Namen zu nennen. Jeder weiß, dass es wichtig und notwendig ist, die europäischen Außengrenzen zu sichern und dass die EU erst dann wieder ihre Handlungsfähigkeit zurückbekommt".

"Haben uns die Gelbe Karte gezeigt"

"Sie (die EU-Innenminister) haben uns die Gelbe Karte gezeigt", titelte die konservative Zeitung Eleftheros Typos. Griechenland laufe Gefahr, über die Sperrung seiner Nordgrenzen für Migranten isoliert zu werden. "Sie wollen uns in Quarantäne stellen", berichtete die Zeitung weiter in ihrem Nachrichtenportal. Dann könnten Zehntausende Migranten in Griechenland in der Falle stecken. Ungarn schickt bereits Polizisten nach Mazedonien, um dort die Grenze zu sichern.

44.000 Flüchtlinge im Jänner

Der Flüchtlingszustrom aus der Türkei nach Griechenland dauert indes unvermindert an. Nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) kamen seit Jahresbeginn bis zum 24. Jänner gut 44.000 Migranten und Flüchtlinge in dem EU-Land an. Zum Vergleich: Im Juni 2015 hatten gut 31.318 aus der Türkei zu den griechischen Inseln übergesetzt.

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