"Lage hat sich 2014 gerade ein bisschen verbessert"

Warten auf den Auftritt ihres Premiers: Anhänger der Jugendorganisation ONNED von Samaras’ konservativer Partei Nea Demokratia.
Zwei Wochen vor den Wahlen versucht die angeschlagene Regierungspartei ihre müden Wähler zu mobilisieren.

Es ist eiskalt in der heruntergekommenen Sporthalle im sonst besseren Athener Vorort Maroussi, die Stimmung ist trotzdem gut. Erwartet wird der amtierende Premierminister Antonis Samaras von der liberal-konservativen Partei Nea Demokratia, um eine Wahlrede zu halten.

"Bislang waren alle noch in den Ferien, der eigentliche Wahlkampf beginnt jetzt", sagt zum KURIER Valerbas Athanasios aus dem Nea-Demokratia-Klub in Maroussi. Das am Wochenende vorgestellte neue Wirtschaftsprogramm soll der Partei zusätzlichen Rückenwind verleihen. So verspricht der "Wachstumsplan" bis 700.000 neue Arbeitsplätze in Schlüsselbranchen wie Tourismus oder Schifffahrt, aber auch Steuererleichterungen und eine Reform des Sozialsystems.

Nur zwei Wochen sind es noch bis zur vorgezogenen Parlamentswahl am 25. Jänner, die zustande kam, nachdem die Oppositionsabgeordneten in Athen die Wahl eines neuen Präsidenten blockiert hatten. Das radikale linke Bündnis Syriza des 40-jährigen Alexis Tsipras liegt nach wie vor ganz vorne in den Umfragen.

Laut dem Meinungsforschungsinstitut "Alco" kommt es auf 31,6 Prozent. Mit 28,6 Prozent bleibt die bislang regierende Nea Demokratia zweitstärkste Partei im Rennen. Trotzdem ist man im Samaras-Lager optimistisch: Die Differenz zu Syriza ist zuletzt geschrumpft und laut Umfragen gerade bei 3,3 Prozent. "Wer Athen gewinnt, gewinnt die Wahl", erklärt Athanasios.

Älter und wohlhabend

Die typischen Nea-Demokratia-Wähler, so sagt man, sind eher ältere und wohlhabendere Menschen. Tatsächlich sieht man im Maroussi-Sportsaal überwiegend weißhaarige Köpfe, aber auch ganze Familien und Gruppen von Freunden kommen. Viele rauchen – in Griechenland wird das nach wie vor auch in geschlossenen Räumen toleriert.

Die dichteste Rauchwolke steigt rechts der Bühne auf. Dort haben Mitglieder der Jugendorganisation der Nea Demokratia, der ONNED, Platz genommen. Samaras verspätet sich und die jungen Menschen werden immer ungeduldiger, immer lauter. Öfters schließen sie sich zu einem Kreis zusammen – wie Spieler vor einem Match und rufen anfeuernd "ONNED". Einer von ihnen ist der 20-jährige Jus-Student Antonis. "Ich werde Nea Demokratia wählen, weil ich kein Risiko eingehen will. Im vergangenen Jahr hat sich ja die Lage gerade ein bisschen verbessert", erklärt er dem KURIER.

Sein Bekannter Chrisos, ebenfalls Jus-Student und 20 Jahre alt, meint, seit dem 19. Jahrhundert sei Griechenland kein unabhängiges "Wir haben keine freie Wahl", ist er überzeugt, und glaubt, dass Samaras eines Tages alles gutmachen werde. Was der Premier, einst ein Außenseiter in der Nea Demokratia, bislang erreicht hat, ist aber, die Partei nach rechts zu rücken, sagen Beobachter.

Mit 50 Minuten Verspätung schreitet der Premier endlich in die Sporthalle ein. Seine Leibwächter quetschen ihn durch die Menge. Alle jubeln. Einen positiven Wahlkampf will er nun gegen Syriza führen, die mit ihren Versprechen, die griechischen Schulden neu zu verhandeln und Gehälter und Pensionen wieder zu erhöhen, punktet. "Wir werden mehr geben", verkündet Samaras in Maroussi, klingt aber moderater als sein Gegner Alexis Tsipras. Sollte Nea Demokratia gewinnen, werde es keine Gehalts- und Pensionskürzungen mehr geben, Steuererleichterungen kämen dazu.

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