Grexit-Szenario: "Für Familien das Schlimmste"

Athen: Langzeitarbeitslosigkeit und Armut erzeugen Leidensdruck.
Familien, kranke und arme Menschen sind von der drohenden Staatspleite am meisten betroffen.

Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) bereitet sich darauf vor, Überlebenshilfen für notleidende Griechen zu leisten. "Wir stehen auf alle Fälle bereit", sagte DRK-Sprecher Dieter Schütz. Er wies darauf hin, dass "ganz besonders Rentner, arme und kranke Menschen, aber auch Flüchtlinge" unter der Krisensituation in Griechenland litten. "Bereits jetzt gibt es Schwierigkeiten bei der medizinischen Versorgung", sagte Schütz weiter. "Hinzu könnten Probleme bei der Grundversorgung kommen, wenn sich die Finanzlage weiter zuspitzt und sich viele Menschen den Kauf lebensnotwendiger Güter kaum mehr leisten können." Der Sprecher versicherte, das DRK sei in der Lage, "den Griechen selbst flächendeckend und schnell zu helfen und zwar über unsere Schwesterorganisation vor Ort".

Die Hilfsorganisation SOS Kinderdörfer wies darauf hin, dass Tausende Familien aus Griechenland anfragen, ob sie ihre Kinder in einem der Kinderdörfer in Obhut geben könnten. "Viele Familien drohen auseinanderzubrechen, weil sie dem Druck von Langzeitarbeitslosigkeit und Armut nicht standhalten können", sagte der Leiter der Organisation in Griechenland, George Protopapas. Als Folge davon würden viele Kinder verlassen oder vernachlässigt. Bei einem "Grexit", dem Ausscheiden Griechenlands aus der Eurozone, befürchte er "für die Familien das Schlimmste", sagte Protopapas.

Transport und Verkehr brechen zusammen

Die Kapitalverkehrskontrollen führen in Griechenland zunehmend zum Zusammenbruch des Transportwesens. Die Transportunternehmen können ihre Lastwagen nicht betanken, weil die Besitzer täglich nur 60 Euro aus ihren Konten abheben können. Hunderte griechische Lastwagenfahrer im In- und Ausland haben keine Möglichkeit die Treibstoffe zu bezahlen.

"Ein Lastwagenfahrer braucht 4.000 Euro um aus Deutschland nach Griechenland zu kommen", sagte Petros Skoulikidis, Präsident der Transportunternehmen Griechenlands (PSXEM) im griechischen Fernsehen. Die griechischen Kreditkarten werden im Ausland nicht mehr akzeptiert. Auch im Inland gebe es große Probleme. Lieferungen auf die Inseln sind nur gegen Barzahlung möglich. Auf den Inseln könne es bald zu Versorgungsengpässen kommen, sagten übereinstimmend Bürgermeister im griechischen Fernsehen.

Flüge nur mehr gegen Barzahlung möglich

Die Griechen können teilweise Flugtickets nur mehr gegen Barzahlung oder Zahlung mit einer nicht in Griechenland ausgegebenen Kreditkarte erhalten. Das gilt für etwa 35 Airlines - ausgenommen ist die Lufthansa-Gruppe. Kunden müssen stattdessen direkt am Flughafenschalter zahlen. Das bestätigte die griechische Reiseagentur Thissea am Mittwoch. "Es ist leider wahr. Für uns ist es schlimm. Die Reisenden müssen in Bar oder mit nicht in Griechenland ausgegebene Kreditkarten zahlen", sagte eine Sprecherin.

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