Geläutert? Trump unterstützt nun Kritiker

Donald Trump: Zwischen Attacke und Teilrückzug
Der republikanischer Präsidentschaftskandidat versucht nach schlechter Wahlkampfwoche nun wieder Fuß zu fassen.

Nach einer schlechten Wahlkampf-Woche hat der US-Republikaner Donald Trump eingelenkt. In einer Rede am Freitagabend (Ortszeit) stellte er sich hinter zwei prominente Parteikollegen, die sich in diesem Jahr um ihre Wiederwahl in den US-Kongress bewerben: den Vorsitzenden des Abgeordnetenhauses, Paul Ryan, und den Senator von Arizona, John McCain.

Noch vor wenigen Tagen hatte Trump gesagt, dass er noch nicht so weit sei, sie zu unterstützen - eine offensichtliche Revanche dafür, dass sich Ryan selber zuvor nur zögerlich hinter Trump gestellt und McCain den Immobilienmogul wiederholt scharf kritisiert hatte.

"Arm in Arm"

"Arm in Arm werden wir die Nation vom Obama-Clinton-Desaster retten", sagte Trump nun in Green Bay (Wisconsin). Trotz mancher Meinungsverschiedenheiten gebe es ein gemeinsames Ziel: Hillary Clinton (seine demokratische Rivalin) bei der Wahl im November zu besiegen.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat versuchte damit offensichtlich, nach Tagen neuer Kontroversen um ihn und absackender Umfragewerte wieder Fuß zu fassen. Die Serie konstant negativer Schlagzeilen hatte am vergangenen Wochenende begonnen, nachdem sich Trump mit den Eltern eines im Irak getöteten muslimischen Soldaten angelegt hatte.

Das hatte auch bei Republikanern Kritik ausgelöst, und nach seiner Weigerung, Ryan und McCain zu unterstützen, nahm der Unmut über ihn so zu, dass Beobachter von einem "Bürgerkrieg" bei den Konservativen sprachen.

Schmilzt Clintons Vorsprung?

Eine aktuelle Umfrage sieht den Vorsprung von Hillary Clinton wieder schmelzen. Die Bewerberin der Demokraten kam in einer am Freitag veröffentlichten Erhebung von Reuters und des Instituts Ipsos auf 42 Prozent der Stimmen, Trump auf 39 Prozent. Dieser Rückgang von Clintons Vorsprung von acht auf drei Punkte in einer Woche steht in deutlichem Kontrast zur allgemeinen Wahrnehmung, dass Trump zuletzt in die Defensive geriet.

Der gibt sich weiter bärbeißig, twittert sich beleidigt durch die sozialen Netzwerke und baut bereits vor: Wenn er die Wahlen im November verlieren würde, könne es sich ja nur um Wahlbetrug handeln.

Entschuldigungen – nie

Entschuldigungen oder Rückzieher – das sind Donald Trumps Sache nicht. "Trump hat sich nicht unter Kontrolle, er kann nicht schweigen, auch wenn das besser für ihn wäre", analysiert ihn der einstige Chefideologe von George Bushs Neoliberalen, der Autor Robert Kagan. Und er vermutet: "Trump wird sich noch vor der Wahl selbst zerstören."

Den ersten Schritt dahin setzte der Milliardär vor einer Woche mit seinem Frontalangriff gegen die muslimische Familie Khan, Eltern eines im Irak gefallenen US-Soldaten. Attacken gegen die Angehörigen eines für das Vaterland gestorbenen jungen Mannes? – Das geht in den USA gar nicht, egal, welcher politischen Gesinnung oder ethnischer Herkunft der tote Soldat angehörte. Doch als Trump ein Sturm der Entrüstung entgegenblies, da legte der Mann ohne Selbsterkenntnisse noch nach – und ritt sich nur noch tiefer ins Schlamassel. Er müsse sich ja wohl noch wehren dürfen, krakeelte der Milliardär beleidigt, und versuchte, vom Thema abzulenken: "Es geht nicht um Khan, es geht um radikalen islamistischen Terror und die USA! Wacht auf!"

An der Schmerzgrenze

Doch was früher für Trump bestens funktionierte, scheint nun nur eine weitere Stufe seiner Selbstdemontage zu sein. Trump beleidigte und machte Gegner lächerlich, verhöhnte Frauen und äffte sogar einen Behinderten nach – das sicherte ihm Schlagzeilen und die grenzenlose Bewunderung seiner Fans, die Trump als Ikone des "Anti-Establishments" verehren. Jetzt aber hat der Milliardär eine Schmerzgrenze überschritten. Zudem liebäugelte der Polterer auch noch mit Russlands Präsidenten Putin: Er deutete an, als Präsident die russische Annexion der Krim anzuerkennen. Und er glänzte mit hochgradig gefährlichem Nicht-Wissen: "Wenn wir Atomwaffen haben", soll er seinen außenpolitischen Berater während einer Vorbesprechung bei einem TV-Sender mehrmals ungeduldig gefragt haben, "warum setzen wir sie dann nicht ein?"

(Ingrid Steiner-Gashi)

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