Geheimdienstbericht widerspricht Trump: Jemeneinsatz brachte nichts

Trump
Präsident tröstete Mutter von getötetem Soldaten mit "großen Mengen entscheidender Geheimdienstinformationen". Der Vater des Navy Seal hatte Trump kürzlich scharf kritisiert.

Ein Bodeneinsatz von US-Spezialkräften im Jemen mit mehreren Toten hat nach einem Medienbericht den Geheimdiensten der USA keine wichtigen Erkenntnisse geliefert - entgegen einer Aussage von Präsident Donald Trump. Das berichtete der Sender NBC am Mittwoch (Ortszeit) unter Berufung auf zehn anonyme US-Regierungsmitarbeiter.

Bei Trumps Rede vor dem Kongress am Dienstag hatte die Witwe eines US-Soldaten der Spezialeinheit Navy Seals, der bei dem Einsatz gegen Al-Kaida-Mitglieder im Jemen im Jänner getötet worden war, neben Trumps Tochter Ivanka gesessen. Die Frau, Carryn Owens, war sichtlich bewegt, als sich der Präsident während der Ansprache an sie wandte.

Geheimdienstbericht widerspricht Trump: Jemeneinsatz brachte nichts
U.S. President Trump Addresses Joint Session of Congress - Washington, U.S. - 28/02/17 - Carryn Owens (L), widow of Senior Chief Petty Officer William "Ryan" Owens, reacts as Ivanka Trump, daughter of U.S. President Donald Trump, and her husband Jared Kushner (R), applaud after Owens was mentioned by President Trump. REUTERS/Kevin Lamarque

Trump: Einsatz sei "hocherfolgreich" gewesen

Trump nannte ihren Mann, William Ryan Owens, einen Helden und fügte hinzu, Verteidigungsminister James Mattis zufolge sei der Einsatz "hocherfolgreich" gewesen und habe "große Mengen entscheidender Geheimdienstinformationen hervorgebracht, die zu vielen weiteren Siegen in der Zukunft gegen unsere Feinde führen werden".

Andere Gäste standen auf und applaudierten. Daraufhin sagte Trump: "Ryan schaut gerade auf uns herab (..) und er ist sehr glücklich, weil er gerade einen Rekord gebrochen hat."

Geheimdienstbericht widerspricht Trump: Jemeneinsatz brachte nichts
U.S. President Donald Trump and the entire chamber reacts towards Carryn Owens, widow of Navy Seal Ryan Owens, as Trump delivers his first address to a joint session of Congress from the floor of the House of Representatives iin Washington, U.S., February 28, 2017. REUTERS/Jim Lo Scalzo/Pool

Dem NBC-Bericht zufolge fanden sich auf Computern, Handys und Festplatten, die bei der Aktion sichergestellt worden waren, bisher keine bedeutenden oder verwertbaren Informationen.

Auch Kinder unter den Toten

Der Soldat war im Jänner bei einer Bodenoperation von Spezialkräften gegen Al-Kaida-Mitglieder im Jemen getötet worden. Die Kommandoaktion war die erste, die Trump in seiner noch jungen Amtszeit autorisiert hatte. Der Einsatz war jedoch bereits unter der Vorgängerregierung geplant worden. Beobachtern zufolge ging dabei sehr viel schief. Neben Owens kamen mehrere Zivilisten ums Leben, darunter auch Kinder.

Der Vater des getöteten Navy Seal hatte Trump kürzlich in einem Interview des Miami Herald scharf kritisiert. Er warf dem Präsidenten vor, sich hinter seinem Sohn zu verstecken, um eine Ermittlung zu der Operation zu verhindern. „Ich will eine Ermittlung“, sagte Bill Owens der Zeitung. Er habe es abgelehnt, Trump zu treffen, als der Sarg mit seinem Sohn in den USA eingetroffen sei.

Mutmaßliche Islamisten bei US-Angriffen im Jemen getötet

Bei US-Drohnenangriffen im Jemen sind am Donnerstag mindestens vier mutmaßliche Al-Kaida-Kämpfer getötet worden. Nach Angaben aus jemenitischen Sicherheitskreisen griff eine Drohne am frühen Morgen eine Gruppe von Männern an, die sich vor dem Haus eines Al-Kaida-Kämpfers im Jashbum-Tal in der Provinz Shabwah versammelt hatten. Dabei seien vier von ihnen getötet worden.

In der Nachbarprovinz Abjan attackierte eine US-Drohne ein Stellung von Al-Kaida unweit des Küstenorts Shakra am Golf von Aden, wie ein anderer Vertreter der Sicherheitskräfte sagte. Über mögliche Opfer konnte er zunächst keine Angaben machen.

Im Jemen gibt es immer wieder gezielte Angriffe auf Mitglieder der Extremistengruppe Al-Kaida auf der Arabischen Halbinsel (Aqap). Die USA betrachten die im Jemen angesiedelte Gruppe als gefährlichsten Ableger des Terrornetzwerks und gehen immer wieder mit Drohnenangriffen gegen sie vor. Die USA bestätigen Berichte über Drohnenangriffe im Jemen nur gelegentlich, viele Einsätze sind geheim. Die US-Streitkräfte sind jedoch die einzigen, die in der Region über Drohnen verfügen.

Ende Jänner waren bei einem US-Militäreinsatz in der Provinz Baida dutzende Al-Kaida-Kämpfer getötet worden, aber auch ein US-Soldat und 16 Frauen und Kinder. Der erste große US-Militäreinsatz im Jemen seit dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump im Jänner hatte in den USA für viel Kritik gesorgt, auch aus den Reihen von Trumps Republikanern.

Im Jemen kämpfen seit Anfang 2015 die Houthi-Rebellen gegen die Truppen von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi. Seit März 2015 fliegt eine von Saudi-Arabien angeführte Militärkoalition Luftangriffe auf die Rebellen. Extremistengruppen wie Al-Kaida und der Islamische Staat (IS) machen sich den Konflikt zunutze, um ihre Macht in dem Land auszuweiten.

Im Jemen droht nach zwei Jahren Bürgerkrieg eine Hungersnot. Nach Angaben des Roten Kreuzes vom Dienstag reichen die Nahrungsreserven des Landes nur noch für zwei bis vier Monate aus. Besonders besorgniserregend sei die Lage der 500.000 Einwohner der am Roten Meer gelegenen Hafenstadt Hodeida.

Der Hafen, der bei der Versorgung des Landes mit Hilfsgütern eine Schlüsselrolle spielt, drohe von der Außenwelt abgeschnitten zu werden, sagte der Regionaldirektor der Hilfsorganisation für den Nahen Osten, Robert Mardini. Nachdem bei saudischen Luftangriffen Anfang Februar Teile des Hafens zerstört wurden, können dort kaum mehr Schiffe andocken und Hilfsgüter entladen.

"Die Lebensader wird abgeschnitten", sagte Mardini mit Blick auf die drohende Isolation des Landes von Hilfsgütern. Falls dies geschehe, sei ein breiter Landstrich mit Millionen Menschen vom Hunger bedroht. Nach Angaben der Vereinten Nationen sind bereits 3,3 Millionen Menschen im Jemen von Mangelernährung betroffen, davon 2,1 Millionen Kinder.

In dem Land tobt seit 2014 ein bewaffneter Konflikt zwischen den vom Iran unterstützten schiitischen Houthi-Rebellen und Gruppen, die der international anerkannten Regierung nahestehen. Diese wiederum erhält Hilfe vom sunnitisch geprägten Saudi-Arabien. Auch Al-Kaida und die IS-Miliz mischen mit und verüben immer wieder Anschläge. Einem Appell der Vereinten Nationen zufolge benötigt das Land humanitäre Hilfe im Umfang von 2,1 Milliarden Dollar (1,98 Mrd. Euro). UN-Generalsekretär Antonio Guterres hatte vergangene Woche mitgeteilt, dass bisher erst 90 Millionen Dollar zur Verfügung stünden. Das Geld werde außerdem für humanitäre Hilfe in Nigeria, Somalia und dem Südsudan benötigt.

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