Gaddafi: Frauen-Missbrauch mit System

Gaddafi: Frauen-Missbrauch mit System
Erschreckende Enthüllungen zum Sexualleben des gestürzten libyschen Diktators: Muammar Gaddafi verging sich sogar an Schülerinnen.

Die Frauen schweigen. Oder sie weinen. Sie erfinden Notlügen und erzählen mir, "ja, der Führer" habe mit ihnen "gespielt", aber nur "gespielt". Nichts Schlimmes sei geschehen. Sie seien noch Jungfrauen. Andere sind beinahe erleichtert, dass ich diese heikle Frage stelle: Wurden Sie von Muammar Gaddafi vergewaltigt? Sie schauen mir direkt in die Augen und beginnen zu reden. Wieder andere rufen nach unseren Treffen meine Übersetzerin an, um ihr zu erzählen, was sie mir so nicht sagen wollten. Dass er sie in Trainingsanzügen empfing. Brutal war. Eine Lehrerin in einer Schule in der Nähe von Gaddafis Ex-Hauptquartier sagt, der Geheimdienst hätte Schülerinnen geholt.

Und da waren noch Gaddafis Amazonen. Angeblich waren sie alle Freiwillige, wie die Leibwächterin Aisha, heute krebskrank. Eine todkranke Frau zu befragen, ob sie von ihrem Arbeitgeber vergewaltigt worden sei, ist schwer. Aisha fällt die Antwort noch schwerer: Vergewaltigung? Nein, das habe "der Führer" nie gemacht. Man sieht der Kranken an, sie will ihr Geheimnis mit ins Grab nehmen.

Wie die meisten Leibwächterinnen Gaddafis wurde Aisha als junges Mädchen "dem Führer" vorgestellt. Im Falle Aisha bei einem Schulausflug. Nach dem Termin kehrte die groß gewachsene, bildschöne Aisha nie wieder zu ihrer Familie zurück. Ob ihre Familie finanzielle Vorteile gehabt habe, dass ihre Tochter auf Gaddafis "Hof" arbeitete, ist von ihr nicht herauszubekommen.

Was mit Leibwächterinnen wie Aisha gleich in den ersten Tagen ihrer Anstellung bei Gaddafi geschah, berichtet mir eine ehemalige enge Vertraute des Revolutionsführers: "Er missbrauchte sie sofort." Zurück konnte keine mehr, eine geschändete Frau hatte im konservativen Libyen keine Chance auf Heirat. Das erklärt die Angst von jungen Frauen, man würde herausbekommen, sie seien missbraucht worden.

Sie fügten sich dem Schicksal

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Die Gaddafi-Vertraute sagt mir, die meisten Mädchen fügten sich ihrem Schicksal. Nur wenige wie eine 16-jährige Schönheit versuchten zu entkommen. Sie hatte davon geträumt, Leibwächterin des Diktators zu werden. Schließlich werden diese Frauen im staatlichen libyschen Fernsehen als "nationale Heldinnen" präsentiert. Die 16-Jährige trifft Gaddafi bei einer Veranstaltung. Sie soll ihm Blumen überreichen. Er berührt sie kurz am Arm – ein Signal an seine Sicherheitsleute, er möchte das Mädchen haben. Die unschuldige Blumenüberbringerin wird von ihm dann geschändet. Als sie ihm entwischt, stirbt sie zusammen mit ihrem Freund bei einem Autounfall – es war wahrscheinlich Mord.

Die Gaddafi-Vertraute hatte ihre eigenen Sorgen. Sie musste ihre blutjunge Nichte retten. Gaddafi sah diese und wollte auch sie unbedingt "haben". Das Mädchen wird von der Familie Hals über Kopf ins Ausland gebracht.

Je älter Gaddafi wird, desto gieriger wird er nach Jungfrauen. Zunehmend hatte er Angst, sich mit Aids zu infizieren: "Wann immer wir Mädchen aus Teilen Libyens oder dem Ausland zu Besuch hatten", erzählt der Ex-Direktor eines Luxushotels in Tripolis, "kam zuerst eine seiner ukrainischen Krankenschwestern und nahm den hübschesten Mädchen Blut ab." Damit es weniger auffiel, wurde der Leiter der Mädchengruppe mitgetestet auf Aids.

Gaddafis Frauenmissbrauch war systematisch. Laut mehreren Quellen gab es eine Art "Mädchen-Catering" rund um die Uhr: "Eine Frau namens Mabruka, der Gaddafi vertraute, brachte ihm ständig Mädchen – von der Straße, aus Hotels, aus Kaffee-Häusern." Sie brachte ihm Mädchen – und Männer.

Gaddafi "liebte" auch Männer

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Während meiner Recherchen treffe ich mehrmals den Bruder eines Ex-Leibwächters von Gaddafi. Ich hatte herausgefunden, der junge Mann, den ich Abdul nennen möchte, wolle auspacken. Erzählen, wie nicht nur Frauen, sondern auch Männer von Gaddafi missbraucht wurden, ihm eingeschlossen. Wochenlange Versuche, Abdul zu einem Interview zu überreden, scheitern. Der Mann will nicht – aus Angst vor Repressalien von Gaddafi-Anhängern, die es in Libyen immer noch gibt.

Ich hörte auch, wie westliche Geschäftsleute auf dem Rücken von Frauen Geschäfte machten: Sie brachten als "Gastgeschenke" Frauen mit, als Sekretärinnen getarnt, um besser Zugang zu Gaddafi zu finden. Der Diktator hatte 2003 dem Terrorismus abgeschworen und war im Westen hoffähig geworden. Wegen seines Ölreichtums war er ein begehrter Partner.

Gaddafi selbst kann zur Aufklärung seiner Verbrechen gegen Frauen nichts mehr beitragen. Er wurde Ende Oktober 2011 von Rebellen umgebracht. Als Begründung gab einer der Rebellen damals an: "Gaddafi wurde bestraft, weil er unsere Männer umbrachte und unsere Frauen vergewaltigte ..."

TIPP: Die Video-Doku ist am Montag um 22.15 auf RTL zu sehen.

Gezielte Vergewaltigung ist ein Kriegsverbrechen Im Mai 2011 hatte der Chefankläger des Internationalen Gerichtshofes Haftbefehle unter anderem gegen den damals noch lebenden Muammar Gaddafi und dessen Sohn Saif al Islam beantragt. Ihnen wurden massenhafter Mord sowie Folter und gezielte Vergewaltigungen vorgeworfen. Zu diesem Zeitpunkt ging es um den Vorwurf gegen die Spitze des libyschen Regimes, sie habe die Armee dazu aufgefordert, Frauen von Rebellen zu missbrauchen. Laut Genfer Kriegskonventionen gelten Massen-Vergewaltigungen im Krieg als "Verbrechen gegen die Menschlichkeit".

Seit dem Tode von Gaddafi im Oktober 2011 droht nur mehr Sohn Saif al Islam und Ex-Geheimdienstchef Abdallah Senussi ein Prozess. Die beiden werden in Libyen beziehungsweise in Mauretanien festgehalten. Der Internationale Gerichtshof in Den Haag hat deren Auslieferung verlangt.

Für Frauen, die von Muammar Gaddafi während seiner 42-jährigen Herrschaft, also nicht im Kriegsfall, vergewaltigt wurden, wäre wohl eher ein libysches Gericht zuständig. Sollten Gaddafi-Opfer Klage einreichen, könnten nur mehr Mithelfer beziehungsweise Mithelferinnen vor Gericht gestellt werden.

(Sorry - wegen zum Teil extrem frauenfeindlicher Wortmeldungen musste das Forum geschlossen werden. - die Red.)

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