Franziskus urlaubt auf Sparflamme

Der Pontifex nimmt sich keine Auszeit wie seine Vorgänger – er tritt nur kürzer und schläft etwas länger.

Papst Franziskus bleibt im Sommer zu Hause: Er liest, betet und trifft Freunde. Einziger Luxus: Der Pontifex schläft morgens länger.

"Meine Familie war nicht wohlhabend. Ich bin seit meiner Kindheit daran gewöhnt, nicht auf Urlaub zu fahren", erzählt Papst Franziskus. Auch diesen Sommer verbringt er wieder in seiner Wohnung im Gästehaus Santa Marta im Vatikan.

Seine Vorgänger, Papst Benedikt XVI. und Papst Johannes Paul II., gönnten sich eine Auszeit bei Wanderungen in den Bergen. Sie entspannten sich auch in der Sommerresidenz Castel Gandolfo, die eine Autostunde von Rom entfernt liegt.

Franziskus hingegen bleibt im Vatikan. Der 80-jährige Argentinier schaltet aber sein Tempo herunter. "Ich schlafe länger, lese Dinge, die mich interessieren, höre Musik, bete, alles Dinge die mich entspannen", erzählte Franziskus vor Journalisten auf dem Rückflug einer Auslandsreise. Das letzte Mal, dass er in Ferien war, sei eine Reise mit seinem Jesuitenorden im Jahr 1975 gewesen. In jungen Jahren hat er, so erinnert sich Jorge Mario Bergoglio, in den Sommerferien eine Arbeit gesucht, um etwas Geld zu verdienen.

Normalerweise läutet der Wecker in der päpstlichen Wohnung um 4:45 Uhr. Er feiert dann die Frühmesse in der Privatkapelle. Die Generalaudienz am Mittwoch wurde nur im Juli ausgesetzt. Ab dieser Woche finden die Audienzen wieder statt. Auch die Audienzen am Sonntag, bei der der Pontifex die Gläubigen auf dem Petersplatz begrüßt, werden im Sommer nicht ausgesetzt.

Auch im Juli und August pflegt Franziskus seine Gewohnheit, mittags mit Geistlichen und Besuchern gemeinsam in der Mensa im Gästehaus Santa Marta zu essen.

Am Nachmittag zieht sich der Papst in seine Privatgemächer im zweiten Stock zurück. Die Klimaanlage schaltet er nur an extrem heißen Tagen ein. Dann stehen Telefonate, Briefeschreiben und private Treffen auf dem Programm. Er widmet sich dem Studium und bereitet seine nächste Reise vor. Anfang September besucht Franziskus Kolumbien – eine Visite von großer pastoraler wie politischer Bedeutung. Dafür bereitet er sorgfältig Reden und Predigten vor.

Jammern verboten

Vor seiner Wohnung hat der für seine Ironie bekannte Pontifex ein Schild mit rotem Schriftzug "Vietato lamentarsi" ("Jammern verboten") angebracht. Der Papst hatte es zuvor bei einer Sommeraudienz von einem Psychologen als Geschenk erhalten. Dass hinter vatikanischen Mauern auch immer wieder Zwist herrscht, ist bekannt. Nicht alle in der römischen Kurie sind mit dem Papst-Kurs einverstanden.

Weiters sorgte der Papst im Juli mit seiner Aufforderung an die Kardinäle für Aufregung, sie sollten die Adressen und Telefonnummern ihrer Urlaubsorte bekannt geben. Offiziell heißt es, dass es eine reine Formalität sei, damit die Purpurträger im Bedarfsfall bei Beratungen und Initiativen erreichbar seien. Manche Kurienmitglieder sehen darin einen päpstlichen Versuch, Kardinäle zu mehr Bescheidenheit anzuhalten. Zu jenem einfachen Leben und nüchternen Stil, den Franziskus in der Tradition seines Namensgebers, des Heiligen Franz von Assisi, so schätzt.

Papst Franziskus ließ weitere Räumlichkeiten in der päpstlichen Sommerresidenz Castel Gandolfo für Touristen öffnen. Besucher können erstmals auch die Schlafzimmer der Päpste, die Privatkapelle und das Büro, in dem die Päpste im Sommer Gäste empfingen, besuchen. Benedikt wird seinen Alterswohnsitz im Vatikan also auch künftig im Sommer nicht verlassen. Nicht allen gefällt, dass er mit einer 400 Jahre alten Tradition brach. Ein Bewohner des malerischen Ortes hoch über dem Albaner See bedauert die Entscheidung: "Wenn der Papst hier war, fühlten wir uns als Mittelpunkt der Welt. Jetzt fühlen wir uns verlassen."

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