Premier Valls warnt: "Weitere werden ihr Leben verlieren"

Manuel Valls befürchtet neue Attacken
IS bereitet neue Anschläge vor. Auch neue Hooligan-Krawalle werden befürchtet.

Krawalle bei der Fußball-EM, heftige Proteste und Streiks gegen die Arbeitsmarktreform, Gefahr durch islamistische Einzelkämpfer: Frankreich ist zurzeit im politischen Ausnahmezustand. Nach dem Anschlag auf eine Polizistenfamilie gedenkt das Land heute mit einer Schweigeminute. Premier Manuel Valls geht davon aus, dass sich Frankreich auf neue Anschläge gefasst machen müsse. "Weitere Unschuldige werden ihr Leben verlieren", sagte der sozialistische Politiker. "Das ist leider die Wahrheit." Aber: "Wir müssen die Arbeit fortsetzten, wir müssen die Maschen des Netzes enger ziehen, wird müssen der Polizei, der Gendarmerie und den Geheimdiensten weiterhin alle Mittel geben", sagte Valls auf France Inter. "Aber wir werden neue Anschläge erleben." Die IS-Miliz sei in Syrien und im Irak auf dem Rückzug, deswegen attackiere sie westliche Länder.

Diese Analyse stimmt überein mit einem Zeitungsbericht, der alarmiert: Laut "La Derniere Heure" bereitet der US weitere Anschläge in Belgien und Frankreich vor. Die Zeitung zitierte am Dienstag aus einer entsprechenden Mitteilung der belgischen Anti-Terror-Einheit an die Polizeidienststellen des Landes. Demnach haben IS-Kämpfer vor ungefähr eineinhalb Wochen Syrien verlassen, um per Boot und ohne Pässe über die Türkei und Griechenland nach Europa zu gelangen. "Diese Personen haben sich auf zwei Gruppen aufgeteilt, eine für Belgien, die andere für Frankreich, um Anschläge zu verüben", heißt es in der internen Mitteilung. Die Terroristen würden laut Geheimdienstinformationen über die nötigen Waffen verfügen "und ihre Aktion steht unmittelbar bevor", heißt es weiter. In Belgien würden die Terroristen den Informationen zufolge drei Ziele für Anschläge verfolgen: ein großes Brüsseler Einkaufszentrum, ein Fast-Food-Restaurant einer amerikanischen Kette und ein Polizei-Ziel, etwa ein Kommissariat. In Belgien gilt nach den Terroranschlägen vom März auf den Flughafen und auf die U-Bahn in Brüssel die zweithöchste Terrorwarnstufe (Stufe drei). Seit vergangener Woche seien die Behörden angewiesen, sich gegebenenfalls darauf vorzubereiten, Großereignisse zu verschieben oder abzusagen, schrieb die belgische Zeitung unter Berufung auf das Krisenzentrum.

Krawalle

In Frankreich ist derzeit auch der deutsche Innenminister Thomas de Maiziere zu Gast. Er wird auch an der Schweigeminute im Innenministerium teilnehmen. De Maiziere wird anschließend deutsche Polizisten treffen, die während der Fußball-EM in Frankreich im Einsatz sind - einen Tag vor dem "Risikospiel" Deutschland gegen Polen im Stade de France in der Pariser Vorstadt Saint-Denis, bei dem neue Hooligan-Krawalle befürchtet werden.

Auch die Proteste gegen die Arbeitsmarktreform der Regierung halten die Polizei weiter auf Trab: Am Dienstag wurden wegen der Krawalle am Rande einer Großdemonstration mehr als 70 Menschen festgenommen. Zehntausende Menschen hatten am Dienstag in Paris erneut gegen die Reformpläne demonstriert; am Rande war es zu gewaltsamen Szenen gekommen: Vermummte Randalierer bewarfen Bereitschaftspolizisten mit Gegenständen und schlugen Schaufenster ein, die Polizei setzte Tränengas und einen Wasserwerfer ein.

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