Frankreich: Ex-Premier Valls läuft zu Macron über

Manuel Valls
Der Sozialist sorgt für die nächste Überraschung im Wahlkampf in Frankreich. Der sozialistische Kandidat Hamon beklagt "Verrat" in den eigenen Reihen.

Paukenschlag im französischen Wahlkampf: Der sozialistische Ex-Premierminister Manuel Valls hat sich hinter den unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron gestellt. Er werde schon in der ersten Wahlrunde am 23. April für den Präsidentschaftsfavoriten stimmen, sagte Valls am Mittwoch dem Sender RMC.

Er begründete seine Entscheidung mit der Gefahr eines Wahlsiegs der Rechtspopulistin Marine Le Pen: "Man darf kein Risiko für die Republik eingehen." Die Entscheidung des Ex-Premiers (2014 bis 2016) für seinen einstigen Wirtschaftsminister ist ein harter Rückschlag für den sozialistischen Präsidentschaftskandidaten Benoit Hamon. Dieser hatte zuletzt schon "Verrat" in den eigenen Reihen beklagt und sagte am Mittwoch dem Sender France 2, Valls wolle ihn "schwächen".

Valls war Hamon bei der Präsidentschaftsvorwahl der Sozialisten im Jänner klar unterlegen. Der Ex-Premier hatte sich eigentlich im Vorfeld verpflichtet, im Falle einer Niederlage den Sieger zu unterstützen. Schon Mitte März machte der Vertreter des rechten Parteiflügels aber deutlich, dass er den Parteilinken Hamon nicht unterstützen will. Nun lief er offiziell zu Macron über.

Er wolle kein Risiko eingehen, dass Le Pen die Präsidentschaftswahl gewinne, sagte Valls am Mittwoch. Die Kandidatur des Konservativen Francois Fillon sei wegen der Scheinbeschäftigungsaffäre "moralisch zusammengebrochen", Hamon wiederum spiele im Präsidentschaftswahlkampf kaum eine Rolle mehr.

Seine Entscheidung für Macron sei eine Frage des "Verantwortungsbewusstseins", sagte Valls. Er stellte zugleich klar, keinen Wahlkampf für Macron machen zu wollen. Erst vergangene Woche hatte sich der sozialistische Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian hinter den 39-Jährigen gestellt.

Der sozialliberale Reformpolitiker Macron, der unter Valls zwei Jahre lang Wirtschaftsminister war, gilt inzwischen als Favorit für die Präsidentschaftswahl. Hamon dagegen ist so gut wie chancenlos. Umfragen sagen derzeit eine Stichwahl zwischen Macron und Le Pen voraus, die der Politik-Jungstar dann klar gewinnen dürfte.

Macron begrüßte am Mittwoch Valls' Ankündigung, allerdings sehr zurückhaltend. Er "danke" Valls, sagte der 39-Jährige dem Sender Europe 1. Zugleich betonte er, er sei "Garant für eine Erneuerung der Gesichter, für eine Erneuerung der Methoden".

Der frühere Investmentbanker und Pro-Europäer präsentiert sich als Anti-System-Kandidat, der frischen Wind in die französische Politik bringen will. Dass sich ihm viele Politiker anderer Parteien anschließen, gefährdet seinen Nimbus als Erneuerer - zumal Valls für die Politik des unpopulären Staatschefs Francois Hollande steht.

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