Folter, Vergewaltigung und Völkermord: Die brutalsten Herrscher Afrikas
Bevor es zum Militärputsch und seinem anschließenden Rücktritt kam, war Robert Mugabe 37 Jahre lang Staatschef von Simbabwe. Er galt als skrupelloser Machtpolitiker und Tyrann, als brutal, homophob und prunksüchtig. Damit reiht er sich in eine lange Liste der Gewaltherrscher auf dem afrikanischen Kontinent ein.
"Ich bin der Hitler unserer Zeit“, hatte Robert Mugabe 2003 gesagt. In den vier Jahrzehnten seiner Herrschaft kontrollierte er mit Hilfe von Geheimpolizei und Militär die Bevölkerung, etablierte einen Personenkult und veranlasste die Verfolgung und Ermordung politischer Gegner. All das, obwohl er zu Beginn seiner Amtszeit als Freiheitskämpfer und Hoffnungsträger des Volkes galt und auch im Ausland großes Ansehen genoss.
Simbabwe ist kein Einzelfall in Afrika. Nach dem zweiten Weltkrieg erfolgte die Dekolonialisierung des Kontinents. Zurück blieben die afrikanischen Länder mit ihren willkürlich gezogenen Grenzen als politisch instabile Vielvölkerstaaten ohne jegliche demokratische Tradition. Auf diesem Nährboden gediehen Diktaturen und autokratische Systeme, die sich später entlang der Linien des Kalten Krieges entwickelten. Zahlreiche Staatschefs, die versprochen hatten, ihr Land in eine bessere Zukunft zu führen, wirtschafteten schlussendlich nur mehr in die eigene Tasche und unterdrückten gewaltsam oppositionelle Strömungen.
Jean-Bédel Bokassa: Zentralafrikanische Republik (1966-1997)
Gemessen am Bruttoinlandsprodukt gilt die Zentralafrikanische Republik derzeit als ärmste Nation der Welt. Das liegt nicht zuletzt daran, dass das Land von 1966 bis 1979 von dem brutalen Diktator Jean-Bédel Bokassa regiert wurde. Er war durch einen Putsch an die Macht gekommen und verwandelte Zentralafrika ab 1976 in eine Monarchie. Nachdem Papst Paul VI abgelehnt hatte, ihn zu krönen, ernannte sich Bokassa kurzerhand selbst zum Kaiser und führte fortan den Titel: „Seine kaiserliche Majestät Bokassa der Erste, Kaiser von Zentralafrika durch den Willen des Zentralafrikanischen Volkes vereinigt in der nationalen politischen Partei, der MESAN“. Politische Gegner ließ Bokassa mundtot machen, teilweise beteiligte er sich auch persönlich an der Folter seiner Feinde. Auch Kinder und Jugendliche wurden inhaftiert. Bis zu seinem Sturz 1979 sollen 100 Minderjährige in den Gefängnissen gefoltert und ermordet worden sein.
Idi Amin Dada: Uganda (1971-1979)
Acht Jahre war Idi Amin Dada an der Macht. In dieser Zeit soll der Diktator 300.000 bis 400.000 Menschen in Uganda umbringen haben lassen. Bis heute gilt er als Prototyp des blutrünstigen afrikanischen Gewaltherrschers. Schon wenige Tage, nachdem Idi Amin 1971 die Macht ergriffen hatte, begannen politische Gegner spurlos zu verschwinden. Die unzähligen Toten soll der Diktator den Krokodilen im Nil zum Fraß vorgeworfen haben, da man mit dem Schaufeln der Gräber nicht mehr nachkam. Am Victoriasee habe er außerdem ein Denkmal für sein Idol, Adolf Hitler, errichten haben wollen - die Sowjets sollen ihm dieses Projekt später aber ausgeredet haben. Nachdem er 1978 den Befehl zur Invasion Tansanias gegeben und dadurch den Zweiten Uganda-Tansania-Krieg ausgelöst hatte, musste Idi Amin aus dem Land fliehen. Im Exil starb er 2003 recht unspektakulär an Nierenversagen.
Mengistu Haile Mariam: Äthiopien (1977-1991)
Der „Rote Terror“ – so wurden die Aktionen in Äthiopien genannt, im Zuge derer ab 1977 „Klassenfeinde“ und Regimegegner unter Anweisung von Diktator Mengistu Haile Mariam gefoltert und getötet wurden. Schätzungen zufolge soll mit dem Ziel, aus Äthiopien einen sozialistischen Staat zu machen, eine halbe Million Menschen ums Leben gekommen sein. Dürreperioden und Hungersnöte verschlimmerten die Lage der Bevölkerung, sodass sich eine breite Widerstandsbewegung gegen den gewalttätigen Herrscher formte. Nachdem die "Revolutionäre Demokratische Front der Äthiopischen Völker" (EPRDF) 1991 die Macht übernommen hatte, floh Mengistu nach Simbabwe, wo der heute 80-Jährige bis zu dessen Rücktritt unter dem Schutz Robert Mugabes lebte, während er in seinem Heimatland in Abwesenheit zum Tode verurteilt wurde.
Mobutu Sese Seko: DR Kongo (1965-1997)
„Er hat seinen Staat nicht einfach zugrunde gerichtet wie andere Despoten, die in die eigene Tasche wirtschafteten. Der Staat hat sich unter seiner Herrschaft aufgelöst - eines der potentiell reichsten Länder Afrikas fiel buchstäblich in sich zusammen“, schrieb der Spiegel 1997 in einem Nachruf auf Mobutu Sese Seko, den diktatorischen Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo. Von der CIA unterstützt, konnte er 1965 die Macht an sich reißen und bekämpfte sämtliche kommunistische Strömungen im Land. Der exzentrische Herrscher lebte im Luxus, besaß Anwesen auf der ganzen Welt und war für seine Vorliebe für teure Speisen bekannt, während vor allem die Kinderarmut im Laufe seiner Regierungszeit ein extremes Ausmaß erreichte. Nach dem Ende des Kalten Krieges stellte der Westen seine Unterstützung für den Diktator ein. Mobutu floh nach Marokko und starb dort 1997 an Krebs.
Charles Taylor: Liberia (1997-2003)
Unter dem Beinamen "der Schlächter" erlangte der ehemalige Präsident von Liberia internationale Bekanntheit. Derzeit befindet er sich in Haft wegen „Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit in elf Fällen – darunter terroristische Akte gegen die Zivilbevölkerung, sexuelle Gewalt, Rekrutierung von Kindersoldaten, Verschleppung und Zwangsarbeit“, wie es in der Anklageschrift hieß. Während seiner Präsidentschaft hatte Taylor stark zur Destabilisierung Westafrikas beigetragen. Der Bürgerkrieg in Sierra Leone gilt als von ihm initiiert. Dort soll er von 1998 bis 2001 Rebellen mit Waffen beliefert, und dafür Diamanten verlangt haben. Wie sein Vater befindet sich auch Taylors Sohn, Charles Taylor junior, in Haft. 2009 wurde er wegen Folter, Verschwörung zur Folter und Schusswaffengebrauchs zu 97 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt.
Yahya Jammeh: Gambia (1996-2017)
Der Ruf des ehemaligen Präsidenten von Gambia reicht von dem eines der brutalsten Diktatoren der Geschichte bis hin zur „Karikatur eines Diktators“. Er selbst erklärte, er habe übernatürliche Fähigkeiten, könne beispielsweise AIDS durch Handauflegen heilen oder die verbleibende Lebenserwartung einer Person voraussagen. Nachdem die Presse ihn und seinen ausufernden Lebensstil kritisiert hatte, ließ er sie gleichschalten. Auch das Verschwinden zahlreicher politischer Gegner ist dokumentiert. 2008 drohte Jammeh, alle Homosexuellen im Land zu köpfen, wenn sie Gambia nicht innerhalb von 24 Stunden verlassen würden. Im Jänner 2017 setzte Jammeh sich nach Äquatorialguinea ab, nachdem senegalesische Truppen in Gambia einmarschiert waren.
Derzeit an der Macht
Nachdem Gaddafi, Ben Ali und Mubarak im Zuge des Arabischen Frühlings im Frühjahr 2011 gestürzt wurden, gelten unter den afrikanischen Staatschefs noch König Mswati III. von Swasiland, Teodoro Obiang Nguema Mbasogo, Präsident von Äquatorialguinea, der Präsident des Sudan, Umar al-Baschir, und der Präsident von Eritrea, Isayas Afewerki, als amtierende, brutale Diktatoren. Sie alle haben ein beachtliches Privatvermögen angehäuft, während in den von ihnen regierten Ländern meist bittere Armut herrscht und Meinungs- und Religionsfreiheit unterdrückt wird. Nach wie vor pflegen die meisten unter ihnen einen polygamen Lebensstil. So hat etwa König Mswati III. derzeit 15 Ehefrauen, und ist Vater von mehr als 30 Kindern.
Kommentare