Weiterer Leichentransport in der Ostukraine

Wrackteile MH 17
Bergungsarbeiten an der Absturzstelle dauern an. Zwischen Armee und Separatisten wird weitergekämpft.

Die Überreste von weiteren Opfern des Absturzes der malaysischen Passagiermaschine sind am Sonntag in der ostukrainischen Stadt Charkiw (Charkow) angekommen. Eine Autokolonne mit Kühlabteilen war am Vorabend laut Medien an der Absturzstelle im Konfliktgebiet gestartet, wie Medien berichteten.

In Charkiw würden die Leichenteile in einem Fabriksgelände gesammelt und von ukrainischen Beamten und Experten aus den Niederlanden begutachtet. Bei dem mutmaßlichen Abschuss der Boeing 777-200 mit der Flugnummer MH17 waren am 17. Juli alle 298 Insassen ums Leben gekommen.

Wann die Opfer mit dem Flugzeug in die Niederlande übergeführt werden, war zunächst unklar. Die Bergungsarbeiten am Ort der Tragödie in Grabowo nahe der Stadt Donezk dauerten an. Dutzende internationale Experten waren dort mit Leichenspürhunden unterwegs, um die letzten Überreste zu finden. Der Großeinsatz hatte am Samstag begonnen.

Kämpfe gehen weiter

Im Konfliktgebiet dauerten die Kämpfe zwischen Regierungstruppen und prorussischen Separatisten an. Bei Kämpfen in den von prorussischen Rebellen gehaltenen ostukrainischen Großstädten Donezk und Luhansk sind neun Menschen getötet worden. Dies teilten die Behörden der beiden Städte am Sonntag mit. Die Bewohner von Donezk und Luhansk richteten sich auf eine lang anhaltende Belagerung durch die Armee ein. Die Streitkräfte meldeten weitere Erfolge ihrer Offensive gegen die Separatisten.

Sechs Menschen kamen bei Gefechten zwischen Regierungstruppen und Aufständischen am Stadtrand von Donezk ums Leben, wie Vize-Bürgermeister Konstantin Sawinow am Sonntag mitteilte. Die ganze Nacht über war bis ins Zentrum der Stadt Beschuss zu hören. Augenzeugen zufolge gerieten im Vorort Petrowski mehrere Gebäude in Brand, darunter auch eine Schule. In Luhansk wurden binnen 24 Stunden drei Menschen getötet, wie Vertreter der Stadtverwaltung mitteilten. Viele Bewohner seien ohne Strom, einige auch ohne Wasser.

Durch den Vormarsch der Regierungstruppen sind die Rebellen weitgehend auf die beiden Städte zurückgeworfen worden. Vor Ausbruch des Konflikts zählte Luhansk (Lugansk) an der russischen Grenze 400.000 Einwohner, Donezk rund eine Million. Viele Bewohner sind jedoch geflohen. Die verbliebenen decken sich mit Nahrungsmitteln und anderen lebenswichtigen Gütern ein. "Wir können es uns nicht leisten, die Stadt zu verlassen, wir sind nicht reich", sagte Ladenbesitzerin Oksana Wsewolodowa.

In Kiew verbreitete das Militär Erfolgsmeldungen. Am Samstag seien die Orte Krasnogorowka und Staromikschailowka eingenommen worden, hieß es. Mit der Kontrolle über die beiden Ortschaften stehe man unmittelbar vor Donezk.

Vorwürfe gegen EU

Russland warf unterdessen der EU Doppelzüngigkeit vor. Beim jüngsten Gipfel sei "klammheimlich" das Ausfuhrverbot für Güter kassiert worden, die die ukrainische Führung auch gegen die Bevölkerung einsetzen könnten. Auch sei der Export von Militärtechnologie und Ausrüstung wieder erlaubt worden, kritisierte das Außenministerium am Samstag. Die EU hatte am Freitag ihre jüngsten Strafmaßnahmen gegen Russland in Kraft gesetzt. Diese umfassen unter anderem ein Waffenembargo und ein Ausfuhrverbot für sogenannte Dual-Use-Produkte zur zivilen und militärischen Verwendung. Die Schweiz erklärte am Sonntag, sie werde sich neutral verhalten. Sanktionen gegen Russland seien nicht geplant.

Russland warnte den EU-Kandidaten Serbien, sich den Sanktionen der EU und der USA gegen Moskau anzuschließen. In diesem Fall werde das Balkanland mit besonders engen Beziehungen zu Russland seine "nationale Identität, seine Souveränität und wirtschaftlichen Interessen aufgeben", sagte der russische Botschafter Konstantin Kosakow der angesehenen Belgrader Zeitung Politika (Sonntag-Ausgabe).

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