Flüchtlinge: Paris richtet neue Unterkünfte in Calais ein

Archivbild vom November 2016
Französische Behörden befürchten neue wilde Flüchtlingscamps.

Wegen der Flüchtlingskrise in Calais will die französische Regierung zwei neue Aufnahmezentren in Nordfrankreich eröffnen. Die Flüchtlingsunterkünfte sollen binnen zehn Tagen bereitstehen und Platz für insgesamt 300 Bewohner bieten, wie Innenminister Gerard Collomb am Montag in Paris ankündigte. Es sollten sich nicht "die schlechten Erfahrungen der Vergangenheit" wiederholen.

Die Behörden hatten im vergangenen Herbst in Calais ein riesiges Flüchtlingslager geräumt. Tausende Bewohner des berüchtigten "Dschungel von Calais" wurden in Flüchtlingsunterkünfte im ganzen Land gebracht. Allerdings sind inzwischen wieder zahlreiche Flüchtlinge in die Region am Ärmelkanal gekommen. Sie hoffen, heimlich nach Großbritannien zu gelangen, wo sie sich mehr Chancen auf ein besseres Leben ausrechnen.

Flüchtlinge: Paris richtet neue Unterkünfte in Calais ein
FILE PHOTO: A migrant carries his belongings as they depart the Calais camp called the 'Jungle', France, October 22, 2016. REUTERS/Pascal Rossignol/File Photo

Aktuell "rund 350 bis 400" Flüchtlinge in Calais

Derzeit befänden sich "rund 350 bis 400" Flüchtlinge in Calais, sagte Colomb am Montag. Die neuen Aufnahmezentren sollten ihnen eine Unterkunft bieten und zugleich die behördlichen Prozeduren beschleunigen. Allerdings werden die Flüchtlingsunterkünfte in den Gemeinden Troisvaux und Bailleul eröffnet, die mehr als 80 Kilometer von Calais entfernt liegen. Die Flüchtlinge sollen von Calais aus dorthin gebracht werden.

Die Regierung befürchtet, dass in der Region neue wilde Flüchtlingscamps entstehen könnten. Frankreichs Oberstes Verwaltungsgericht bestätigte am Montag eine Anordnung eines Gerichts der nordfranzösischen Stadt Lille, welches die Behörden zur Einrichtung von Wasserstellen und Sanitäranlagen für die Flüchtlinge in Calais verpflichtet. Das Innenministerium ist strikt dagegen und argumentiert, solche Maßnahmen könnten die Bildung neuer Flüchtlingslager begünstigen.

Innenminister Collomb kündigte am Montag auch eine Untersuchung zu Vorwürfen von Polizeigewalt im Umgang mit Flüchtlingen an. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte vergangene Woche in einem Bericht angeprangert, Polizisten würden sogar Pfefferspray gegen schlafende Flüchtlinge einsetzen.

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