Großbritannien will eine Mauer in Calais bauen

Am Montag hatten französische Lkw-Fahrer und Bauern die Zufahrtsstraßen von und nach Calais blockiert und die Schließung des Flüchtlingslagers gefordert.
Tausende Flüchtlinge campieren in einem Lager bei Calais und versuchen auf Lastwagen nach Großbritannien zu kommen.

Beim Thema illegale Einwanderung träumt nicht nur US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump von einer Mauer. Großbritannien setzt einen derartigen Plan jetzt in die Tat um - und zwar im französischen Calais. Um illegale Einwanderer abzuwehren, will Großbritannien in der Hafenstadt eine meterhohe Mauer errichten. Die Bauarbeiten für die vier Meter hohe und einen Kilometer lange Mauer an der Zufahrtsstraße zum Hafen sollten noch in diesem Monat beginnen, erklärte das Innenministerium in London am Mittwoch. Das Bauwerk soll einen bereits bestehenden Zaun am Eingang zum Eurotunnel und rund um den Hafen ergänzen.

Innenstaatssekretär Robert Goodwill sagte dazu vor Parlamentariern:

"Wir haben den Zaun gemacht, jetzt machen wir eine Mauer."

Die Mauer soll 2,7 Millionen Euro kosten, finanziert wird sie von der britischen Regierung. Frankreich und Großbritannien hatten sich im März auf den Mauerbau geeinigt.

Schließung des Lagers bei Calais geplant

Tausende Flüchtlinge campieren seit Jahren in einem Lager bei Calais an der Küste des Ärmelkanals, um zu versuchen, auf Lastwagen oder Fähren nach Großbritannien zu kommen.

Am Montag hatten französische Lkw-Fahrer und Bauern die Zufahrtsstraßen von und nach Calais blockiert und die Schließung des Flüchtlingslagers gefordert. Immer wieder stoppen Flüchtlinge vor dem Eingang des Hafens von Calais mit Barrikaden Lastwagen, um an Bord der Fahrzeuge versteckt auf Fähren zu gelangen. Transportunternehmen kritisieren die Zustände schon seit Langem als unhaltbar.

Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve hatte Ende vergangener Woche zwar eine Schließung des Lagers angekündigt, einen präzisen Zeitplan nannte er aber nicht.

Flüchtlingslager ist überfüllt

Das improvisierte Flüchtlingslager stößt zunehmend an seine Grenzen. Wie zwei Hilfsorganisationen am Freitag mitteilten, halten sich dort inzwischen mehr als 9.100 Menschen auf, darunter gut 860 Minderjährige. Das sind rund 2.000 mehr als noch im Juli.

Die französische Regierung geht offiziell weiter von rund 4.500 Menschen in dem Lager aus, das auch als "Dschungel" bekannt ist. Die Atmosphäre ist nach Darstellung der beiden Hilfsorganisationen "Help Refugees" und "L'Auberge des Migrants" sehr angespannt.

Die Polizei will in der kommenden Woche eine eigene Zählung vornehmen, wie die Präfektur des Departements Pas-de-Calais bekanntgab. Das Verwaltungsgericht in Lille wies am Freitag einen Antrag der Präfektur zurück, alle improvisierten Verkaufsstände in dem Lager zu verbieten. Nach den Worten der Helfer hätte das die Lage vor Ort noch verschärft.

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