Flüchtlinge: Drei Viertel der Jungen berichten über Misshandlungen

Studie von UNICEF und IOM: Zentrale Mittelmeerroute besonders gefährlich.

Drei Viertel aller Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die über das Mittelmeer nach Europa fliehen, werden Opfer von Menschenrechtsverletzungen. Zu diesem Ergebnis kommt ein neuer Bericht des UNO-Kinderhilfswerks UNICEF sowie der Internationalen Organisation für Migration (IOM), der am Dienstag veröffentlicht wurde.

Misshandelt und ausgebeutet

Demnach berichten 77 Prozent der unter 25-jährigen Befragten, dass sie auf der zentralen Mittelmeerroute - über Libyen - misshandelt, ausgebeutet oder sogar Opfer von Menschenhandel wurden. Dies gehöre inzwischen leider zur Normalität, berichtete Afshan Khan, UNICEF-Regionaldirektorin für Europa. Jugendliche und junge Erwachsene unter 25 Jahren seien insgesamt in "deutlich größerer Gefahr, Opfer von Ausbeutung und Menschenhandel zu werden, als ältere Erwachsene", heißt es in dem Bericht "Harrowing Journeys" ("Qualvolle Wege") weiter.

"Die Regierungschefs der EU sollten dauerhafte Lösungen etablieren - einschließlich sicherer und legaler Zuwanderungsmöglichkeiten, der Einrichtung von Schutzkorridoren und Alternativen zur Haft von minderjährigen Flüchtlingen und Migranten", forderte Khan.

Sechs-Punkte-Plan

UNICEF präsentierte in diesem Zusammenhang einen Sechs-Punkte-Plan, der unter anderem vorsieht, die Inhaftierung von geflüchteten Kindern zu beenden, ihnen Zugang zu Bildung und Gesundheitsversorgung zu ermöglichen, aber auch die Ursachen von Flucht in den Heimatländern zu bekämpfen.

Für den Report wurden Interviews ausgewertet, die die IOM zwischen Jänner 2016 und Mai 2017 geführt hat. Befragt wurden rund 22.000 Geflüchtete und Migranten, darunter rund 11.000 Jugendliche und junge Erwachsene von 14 bis 24 Jahren.

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