Fillon wirft Regierung "Quasi-Bürgerkriegs-Klima" vor
Nach Zwischenfällen am Rande von Wahlkampfkundgebungen in Frankreich hat der konservative Präsidentschaftskandidat Francois Fillon der Regierung schwere Vorwürfe gemacht. Sie lasse es zu, dass sich im Land "ein Klima eines Quasi-Bürgerkrieges" entwickle, das den Ablauf des Wahlkampfs störe, teilte Fillon mit.
Premierminister Bernard Cazeneuve reagierte empört und kritisierte, die Verwendung dieses Begriffs sei "einfach nicht verantwortungsvoll".
"Ich verstehe es, dass gewisse Kandidaten versucht sind, die Schwierigkeiten ihrer Kampagnen hinter Polemiken zu verstecken", sagte der Sozialist Cazeneuve am Montag vor Journalisten. Fillon war wegen Vorwürfen zur jahrelangen Beschäftigung seiner Frau auf Parlamentskosten in Bedrängnis geraten.
Der Konservative bezog sich in seiner Mitteilung vom Sonntagabend unter anderem auf Angriffe gegen Busse mit Anhängern der Rechtspopulistin Marine Le Pen am gleichen Tag. Seine eigenen Wahlkampfauftritte würden immer wieder von "einer Handvoll linksextremer Demonstranten" gestört, so Fillon. Zudem verwies er auf Ausschreitungen in Pariser Vororten vor dem Hintergrund von Protesten gegen Polizeigewalt. Die Regierung müsse aktiv werden, "damit die Krawallmacher und die Feinde der Demokratie aufhören, diesen Präsidentschaftswahlkampf zu stören".
Unterdessen wachsen die Chancen des unabhängigen Kandidaten Emmanuel Macron, der neue Präsident zu werden. In einer am Montag veröffentlichten Opinionway-Umfrage baute er für die Stichwahl seinen Abstand zur Kandidatin des Front National, Marine Le Pen, weiter aus. Diese führt zwar noch in den Umfragen für die erste Runde am 23. April. Doch auch hier ist Macron bis auf zwei Punkte aufgerückt.
Nach der jüngsten Umfrage führt Le Pen für den ersten Wahlgang mit 26 zu 24 Prozent gegenüber Macron, der sich binnen einer Woche um vier Punkte verbesserte. Im zweiten Wahlgang am 7. Mai würde demnach Macron mit 62 zu 38 Prozent aber klar zum Präsidenten gewählt. Auch für den zweiten Wahlgang werden dem ehemaligen Wirtschaftsminister seit einer Woche immer bessere Werte ermittelt. Vergangenen Mittwoch hatte der bürgerliche Politiker Francois Bayrou seinen Verzicht auf eine erneute Kandidatur erklärt und Macron ein Bündnis vorgeschlagen, was dieser umgehend annahm. Das dürfte seine Chancen deutlich verbessert haben.
Fillon wird den jüngsten Umfragen zufolge die Stichwahl nicht erreichen. Er liegt derzeit bei 21 Prozent. Allerdings würde auch er Le Pen im zweiten Wahlgang deutlich besiegen, nach der jüngsten Umfrage mit 58 zu 42 Prozent.
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