Familiensache: Wie ein Clan Pakistan beherrscht

Demonstrationen für Nawaz Sharif
Dynastie. Sharif klammert sich an die Macht.

Die Islamische Republik Pakistan, geplagt von Armut, religiösen Konflikten, Korruption und Terrorismus wird (wieder) zum Spielball einer Politiker-Familie.

Diese Woche hat das pakistanische Parlament den ehemaligen Öl-Minister Shahid Khaqan Abbasi zum neuen Premier gewählt. Der treue Gefolgsmann seines Vorgängers Nawaz Sharif, der wegen Korruptionsvorwürfen vom Obersten Gericht zum Rücktritt gezwungen wurde, gilt aber nur als kontrollierbare Notlösung.

Die Familie Sharif bestimmt seit Jahrzehnten das politische Geschehen in Pakistan. Nawaz Sharif wurde 1981, damals erst 32 Jahre alt, Finanzminister in seiner Heimatprovinz Punjab. 1990 wurde er erstmals Premierminister, drei Jahre später jedoch auf Druck des Militärs aus diesem Amt entfernt.

Doch Sharif ließ sich nicht unterkriegen und sorgte, inzwischen neuerlich Premier, vor der Jahrtausendwende für den größten Schub des pakistanischen Nationalstolzes seit der Teilung von Indien 1947: Es gelang der Abschluss des lang ersehnten Atomprogramms – ein Triumph über den Erzrivalen Indien.

Nach wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Konflikten mit Indien wurde Sharif jedoch durch einen unblutigen Militärputsch erneut abgesetzt und Ende 2000 ins Exil in Saudi Arabien und London verbannt. Als man ihm 2007 die Rückkehr in die Heimat erlaubte, wurde er lautstark von Anhängern empfangen. 2013 konnte er überraschend zum dritten Mal Premier werden.

Der anfangs noch eher konservative Chef der "Muslimliga Nawaz" (PML-N) hat jüngst sogar ein Gesetz eingeführt, welches Geschlechtergerechtigkeit herstellen soll. Sharif ließ in letzter Zeit auch mit mehr Toleranz gegenüber Minderheiten aufhorchen: Indische Feste und Ostern wurden als gesetzliche Feiertage festgelegt.

Jetzt brachten die Panama Papers die Sharif-Familie in Bedrängnis: Laut den Unterlagen besitzt sie Offshore-Konten und Auslandsimmobilien. Durch widersprüchliche Aussagen seiner Kinder und falsche Angaben über seine Vermögensverhältnisse wurde er schließlich zum Rücktritt gezwungen.

Starke Konkurrenz

Die Familie Sharif klammert sich aber an die Macht: Nun soll Shahbaz Sharif, Nawaz’ jüngerer Bruder , die Partei in den Wahlkampf 2018 führen. Dazu soll er demnächst auch das Amt des Premierministers von Abassi übernehmen.Der selbst ernannte Kämpfer gegen Korruption und Oppositionsführer Imran Khan steht jedoch schon bereit, um das herrschende System der Politik-Dynastien aufzubrechen. Noch liegt die Partei Sharifs vorne, doch Imran Khan holt langsam auf – das scheint die Sharif Familie nervös zu machen: Sie beschuldig Khan nun auch der Korruption und freut sich über Anschuldigungen, er habe eine Parteikollegin sexuell belästigt.

- Mario Stan

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