An Präsident Erdogan: "Bitte lassen Sie ihn frei"

Denis Yücel
In einem offenen Brief wendet sich der "Welt"-Chefredakteur, Ulf Poschardt, an den türkischen Machthaber und fordert die Freilassung von Deniz Yücel.

Der Welt-Korrespondent Deniz Yücel sitzt seit über einer Woche in türkischer Untersuchungshaft. Dem deutsch-türkischen Journalisten werden Terrorpropaganda für die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans PKK und die Gülen-Bewegung sowie Volksverhetzung vorgeworfen. Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan nennt ihn sogar "Terroristen", die Beziehung zu Deutschland war noch nie so schlecht wie jetzt.

In einem offenen Brief wendet sich nun Ulf Poschardt, Chefredakteur der Welt, an Erdogan und erinnert den türkischen Staatschef an dessen eigene Haftstrafe im März 1999. Erdogan wurde damals zur Last gelegt, bei einer Kundgebung mit einem Hetz-Gedicht zu einem islamischen Aufstand aufgerufen zu haben.

"Sie können das ändern"

Zu Beginn des Schreibens erklärt Poschardt, wie er Deniz Yücel vor zwei Jahren zur Welt holte. Eigentlich hätten beide gewollt, dass er über Innenpolitik schreibt. Aber als sie anfingen, über die Türkei zu sprechen und die Menschen, die dort leben, wurde dem Chefredakteur klar, "wie sehr Deniz das Land seiner Mütter und Väter liebt. Deswegen ging er für uns in die Türkei. Er schaffte es, mit seinen Reportagen und Analysen in unseren Zeitungen und online zigtausende Menschen, die von Kultur und Tradition der Türkei wenig wussten, für Ihr Land zu interessieren".

Auch Poschardt hat einen Bezug zur Türkei. Sein Vater war als bayerischer Beamter Ende der 80er-Jahre im Finanzministerium in Ankara tätig, um bei der Modernisierung der türkischen Steuerverwaltung mitzuhelfen. "Er erzählt noch heute von dem unglaublichen Fleiß und dem Engagement der Kollegen, die auch am Samstagnachmittag noch selbstverständlich im Ministerium arbeiteten. ... Legendär auch die Fußballbegeisterung der türkischen Kollegen, die eine Sitzung verschoben, weil vier türkische Mannschaften in der ersten Runde des Europapokals spielten."

Deutschland und die Türkei würden eine wechselvolle Geschichte besitzen, "in der es beiden Seiten am besten ging, wenn gemeinsame Interessen gewürdigt und gepflegt wurden", schreibt Poschardt weiter. Aber das augenblickliche Verhältnis würde nicht widerspiegeln, was die beiden Länder verbindet. "Sie können das ändern. Sie vor allem."

Freilassung wäre Signal

"Deniz Yücel ist Journalist, ein kritischer und unbequemer. Nicht mehr und nicht weniger. Bitte lassen Sie ihn frei. Deniz hat sich freiwillig gestellt und vertraut auf ein rechtstaatliches, faires Verfahren in Ihrem Land. Er arbeitet mit den ermittelnden Behörden zusammen.

Zu den Säulen Ihrer Religion gehört der Koran. In einer der schönsten Suren, der 55., wird erzählt, wie Gott, der Barmherzige, die Welt erschaffen hat: Zuerst schuf er den Menschen, dann den Himmel mit der Sonne und den Sternen und schließlich die Waage, die fortan für Gerechtigkeit unter den Menschen sorgen sollte. "Wenn ihr über Menschen richtet“, das fordert Gott von seinen Gläubigen, 'dann urteilt mit Gerechtigkeit'."

Der Brief wurde sowohl auf Deutsch als auch auf Türkisch verfasst.

Sehr geehrter Herr Staatspräsident,

bitte sehen Sie mir nach, dass ich mich auf diesem Weg an Sie wende. Sie zu erreichen, ist mir ein großes Anliegen. Mein Name ist Ulf Poschardt. Ich bin Chefredakteur der „Welt“. Deniz Yücel ist unser Türkei-Korrespondent, und ich mache mir große Sorge um ihn, der seit über einer Woche in Untersuchungshaft sitzt.

Als ich Deniz vor zwei Jahren traf, um ihn zu unserer Zeitung zu holen, wollten wir beide, dass er über Innenpolitik schreibt. Bis wir anfingen, über die Türkei zu sprechen und die Menschen, die dort leben. Mir wurde klar, wie sehr Deniz das Land seiner Mütter und Väter liebt. Deswegen ging er für uns in die Türkei. Er schaffte es, mit seinen Reportagen und Analysen in unseren Zeitungen und online zigtausende Menschen, die von Kultur und Tradition der Türkei wenig wussten, für Ihr Land zu interessieren. Seit Deniz über die Türkei schreibt, hat sich das Interesse an der Berichterstattung mehr als verdoppelt.

Mein Vater war als bayerischer Beamter Ende der 80er-Jahre im Finanzministerium in Ankara, um bei der Modernisierung der türkischen Steuerverwaltung mitzuhelfen. Er erzählt noch heute von dem unglaublichen Fleiß und dem Engagement der Kollegen, die auch am Samstagnachmittag noch selbstverständlich im Ministerium arbeiteten. Er war beeindruckt, dass bereits um 1989 viele Frauen auf wichtigen Positionen im Ministerium saßen. Legendär auch die Fußballbegeisterung der türkischen Kollegen, die eine Sitzung verschoben, weil vier türkische Mannschaften in der ersten Runde des Europapokals spielten. Und nie mehr hat er so ein gutes Tursu bekommen wie bei den Kollegen, die ihn regelmäßig zum Essen einluden.

Meinen Söhnen zeige ich im Museum, dass jener Landstrich, wo heute die Türkei liegt, eine Wiege unser Kultur, Sprache und der Architektur ist. Ich glaube, die Türkei und Deutschland verbindet viel. Nicht nur Millionen von Bundesbürgern mit türkischen Wurzeln, die häufig wie Deniz die doppelte Staatsbürgerschaft besitzen, sondern auch eine wechselvolle Geschichte, in der es beiden Seiten am besten ging, wenn gemeinsame Interessen gewürdigt und gepflegt wurden. Das augenblickliche Verhältnis spiegelt nicht wider, was unsere beiden Länder verbindet. Sie können das ändern. Sie vor allem.

Die Freilassung von Deniz Yücel wäre ein Signal.

Im März 1999 traten Sie eine Haftstrafe an, weil der politische Gegner Sie dort am besten aufgehoben sah. Sie wissen also, was eine solche Strafe bedeutet.

Deniz Yücel ist Journalist, ein kritischer und unbequemer. Nicht mehr und nicht weniger. Bitte lassen Sie ihn frei. Deniz hat sich freiwillig gestellt und vertraut auf ein rechtstaatliches, faires Verfahren in Ihrem Land. Er arbeitet mit den ermittelnden Behörden zusammen.

Zu den Säulen Ihrer Religion gehört der Koran. In einer der schönsten Suren, der 55., wird erzählt, wie Gott, der Barmherzige, die Welt erschaffen hat: Zuerst schuf er den Menschen, dann den Himmel mit der Sonne und den Sternen und schließlich die Waage, die fortan für Gerechtigkeit unter den Menschen sorgen sollte. „Wenn ihr über Menschen richtet“, das fordert Gott von seinen Gläubigen, „dann urteilt mit Gerechtigkeit“.

Ich freue mich, von Ihnen zu hören.

Hochachtungsvoll,

Ulf Poschardt

Sayın Cumhurbaşkanı,

bu yolla size başvurduğum için lütfen hoş karşılayın beni. Size ulaşmak benim için çok önemli. Adım Ulf Poschardt. „Welt“ gazetesinin genel yayın yönetmeniyim. Türkiye muhabirimiz Deniz Yücel bir haftadan fazla bir zamandır tutuklu olduğu için, kendisi ile ilgili endişe duyuyorum. İki sene önce kendisini gazetemize almak için Deniz ile buluştuğumuzda ikimizin de isteği Deniz’in iç politika konularında yazmasıydı. Ta ki Türkiye ve orada yaşayan insanlar hakkında konuşmaya başlayana dek. Deniz’in annesinin, babasının memleketini ne kadar çok sevdiğini hemen anladım. Deniz gazetemiz için bu nedenle gitti Türkiye’ye. Gazetelerimizde ve internet sayfalarımızda yayımlanan röportajları ve analizleriyle Türkiye’nin kültürünü, örf ve adetlerini fazla tanımayan binlerce insanın memleketiniz ile ilgilenmelerini sağladı. Deniz Türkiye ile ilgili yazmaya başladığından beri, haberlerimize olan ilgi iki mislinden fazla arttı.

Maliye Bakanlığında Türk vergi sisteminin modernizasyonunda yardımcı olabilmek için Bavyeralı bir memur olarak babam 80’li senelerin sonlarında Ankara’da bulunmuştur.

Ankara’daki iş arkadaşlarının inanılmaz bir çalışkanlık ve angajman ile Cumartesi günleri öğleden sonraları bile bakanlıkta nasıl çalıştıklarını kendisi bugün bile anlatır. Daha 1989 senesinde bir çok kadının bakanlıkta önemli mevkilerde görev aldıklarını görmekten ne kadar çok etkilenmişti. Dört Türk futbol takımının Avrupa Kupası birinci turunda oynaması nedeniyle bir toplantıyı ertelemiş olan Türk iş arkadaşlarının futbol maçlarındaki heyecanından da efsane gibi bahseder babam. Ve kendisini düzenli bir şekilde yemeğe davet eden iş arkadaşlarında yediği leziz turşular gibisini bir daha bulamamış babam.

Türkiye’nin bugün içinde bulunduğu bölgenin kültürümüzün, dilimizin ve mimarimizin beşiği olduğunu gösteririm ben hep oğullarımla müzeye gittiğimizde. Türkiye’yi ve Almanya’yı birbirine bağlayan çok şey olduğuna inanıyorum. Deniz gibi çoğu çifte vatandaşlığa sahip olan Türk kökenli milyonlarca Federal Alman vatandaşı değil sadece, değişken bir tarih ki bunun içinde müşterek menfaatlere değer verildiği ve özen gösterildiği zaman iki tarafın da yararına olduğuna inanıyorum. Şu andaki ilişki iki ülkemizi birleştiren durumu yansıtmıyor.

Bunu siz değiştirebilirsiniz.

Herkesten önce Siz.

Deniz Yücel’in serbest bırakılması bir sinyal olabilir.

1999 senesi Mart ayında politik karşıtlarınız Sizi orada görmek istedikleri için hapse girdiniz. Böyle bir cezanın ne anlama geldiğini biliyorsunuz.

Deniz Yücel gazetecidir, eleştiren ve rahat durmayan bir gazeteci. Ne daha fazla, ne de daha az. Lütfen, serbest bırakın Deniz’i. Deniz kendiliğinden gidip teslim oldu ve ülkenizde bir hukuk devleti olarak adil bir yargılama yapılacaına güvenerek.

Deniz sorgu makamlarıyla beraber çalışır.

Dininizin temel direği Kuran’dır. En güzel surelerden biri olan 55. surede çok merhametli olan Allah’ın dünyayı yaratışı anlatılır: Önce insanı yarattı, sonra güneş ve yıldızlar ile gökyüzünü ve sonunda artık insanlar arasında adaleti sağlayacak olan tartıyı.

„İnsanlar ile ilgili bir yargıda bulunacaksanız eğer“, Allah inananlardan bunu talep eder, „o zaman adil karar veriniz “.

Cevabınızın beni sevindirmesi umuduyla.

Saygılarımla

Ulf Poschardt

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