Eugen Freund führt SPÖ in die EU-Wahl

Eugen Freund wurde am Donnerstag als SPÖ-Spitzenkandidat offiziell vorgestellt
Am Donnerstag gibt SPÖ-Chef Werner Faymann offiziell die Namen für die EU-Wahl bekannt. Mit Eugen Freund auf Platz 1 gelingt ihm ein Coup.

Mit dem bekannten Starmoderator und Buchautor Eugen Freund bekommt die SPÖ einen Quereinsteiger für den ersten Platz auf der EU-Liste. Am 31. Dezember verabschiedete sich der ORF-Journalist von den Zusehern der ZiB 1, jetzt wird Freund auf der Europa-Bühne präsent sein.

SPÖ-Coup

Mit der Wahl ist dem SPÖ-Vorsitzenden, Bundeskanzler Werner Faymann, ein Coup gelungen: Freund ist populär, weit über Österreich hinaus dem Publikum bekannt und innen-, europa- und außenpolitisch beschlagen. Donnerstagmittag, nach der SPÖ-Vorstands- und Präsidiumssitzung, wird Faymann die Liste präsentieren.

Eugen Freund führt SPÖ in die EU-Wahl
Wird Regner EU-Spitzenkandidatin? Faymann denkt noch nach.

Da in der SPÖ das „Reißverschluss“-Prinzip gilt, dürfte nach Freund eine Frau folgen. Die Europa-Parlamentarierin und Wirtschaftsexpertin Evelyn Regner dürfte den zweiten Listenplatz bekommen, gefolgt vom steirischen Abgeordneten Jörg Leichtfried. Er ist derzeit der Delegationsleiter der SPÖ-Europa-Abgeordneten. Regner und Leichtfried gelten als fleißige EU-Parlamentarier. An vierter Stelle könnte die Europa-Expertin Michaela Kauer zum Zug kommen. Sie leitet derzeit das Wien-Büro in Brüssel.

Insgesamt stellt die SPÖ in dieser Legislaturperiode fünf Europa-Mandatare. Internes Parteiziel ist es, diese Zahl an Abgeordneten unbedingt zu behalten.

Mit der Nominierung Freunds wird auch die gegenüber dem KURIER kürzlich geäußerte Forderung von Landeschef Peter Kaiser realisiert, ein Kärntner möge auf einen wählbaren Platz der SPÖ-Liste kommen. Der 62-Jährige wuchs in St. Kanzian auf. Sein Abschied aus dem ORF kam nicht ganz freiwillig, sondern war Teil des umstrittenen „Golden Handshake“-Programms.

Eugen Freund führt SPÖ in die EU-Wahl
APAGIN08- 14062004 - WIEN - OESTERREICH: ZU APA TEXT II - Die EU-Spitzenkandidatin Ursula Stenzel anl. des OEVP-Vorstandes am Montag, 14. Juni 2004. APA-FOTO: BARBARA GINDL
Auf ein bekanntes Fernsehgesicht zurückzugreifen, ist nicht neu: Die ÖVP zog 1996 mit der ZiB-1-Moderatorin Ursula Stenzel in den Europa-Wahlkampf. Mit Stenzel gelang es der Volkspartei, den ersten Platz zu erreichen. Die ÖVP kam 1996 auf 29,65 Prozent der abgegebenen Stimmen (sieben Mandate), die SPÖ landete mit 29,15 Prozent (sechs Mandate) knapp dahinter.

Eugen Freund gilt nicht als parteipolitisch punziert, mit seiner inhaltlichen Kompetenz und TV-Popularität kann er Wähler quer durch alle Parteien ansprechen. Das ist auch die Erwartung der SPÖ-Parteispitze, die am 25. Mai mit einer attraktiven Liste einen Erfolg einfahren will.

Außenpolitik-Experte

Mit Freund bekommt die SPÖ einen erfahrenen Außenpolitiker in ihre Reihen. Er war 1978 Pressesprecher des parteilosen, aber von der SPÖ ernannten Außenministers Willibald Pahr. Von 1979 bis 1984 arbeitete Freund im Presse- und Informationsdienst der Republik in New York, danach bis 2001 als ORF-Korrespondent in Washington D.C.

Mit Eugen Freund bekommt der neue Außenminister Sebastian Kurz Konkurrenz auf Augenhöhe.

Der Fraktionschef der Sozialdemokraten im EU-Parlament, Hannes Swoboda, bestätigte die Kandidatur. „Eugen Freund ist kein Hans-Peter Martin“, erinnert Swoboda an die unliebsamen Überraschungen mit dem ehemaligen SPÖ-Spitzenkandidaten bei der Europa-Wahl im Jahr 1999.

Jörg Leichtfried hat den neuen Spitzenkandidaten damit kommentiert, dass „wir ein gutes Team sein werden“. In die Entscheidungsfindung war er „im Frühstadium auch eingebunden“.

Besonders erfreut über die SPÖ-Nominierung zeigte sich Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser. Er ist mit dem Spitzenkandidaten befreundet und sieht in ihm einen „genialen Kandidaten“.

Mitarbeit: Rudolf Cijan.

Drei Spitzenkandidaten für die EU-Wahl am 25. Mai stehen schon fest: Othmar Karas, Vizepräsident des Parlaments, führt die ÖVP-Liste an, Ulrike Lunacek – wie schon 2009 – jene der Grünen. Listenzweiter ist Michel Reimon aus dem Burgenland. Eva Lichtenberger kandidiert nach zehn Jahren nicht mehr. EU-Abgeordneter Ewald Stadler (Ex-BZÖ) tritt für die neue rechtskonservative Partei REKOS an.

Bei der ÖVP sind die Plätze hinter Karas noch nicht entschieden: Die ÖVP Steiermark will Ex-Justizministerin Beatrix Karl entsenden. Bleiben dürfte Abgeordneter Paul Rübig sowie Agrarexpertin Elisabeth Köstinger. Auch Seniorenbündler Heinz Becker will weitermachen; Hubert Pirker und Richard Seeber hören auf.

Als SPÖ-Fixstarter neben Eugen Freund gelten Evelyn Regner und Delegationsleiter Jörg Leichtfried. Hannes Swoboda, seit 1996 im Parlament und dort Fraktionschef der Sozialdemokraten, tritt nicht mehr an.

Die Freiheitlichen wollen mit einer Doppelspitze antreten, bestehend aus Andreas Mölzer und Harald Vilimsky.

Hans-Peter Martins Antreten gilt als fix; auch der fraktionslose Abgeordnete Martin Ehrenhauser will es probieren.

Die NEOS rechnen mit zwei Sitzen: Angelika Mlinar gilt als Nummer 1, ein derzeit laufender Vorwahlkampf entscheidet über die Liste.

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