"Europa ist Erfolgsmodell in der Midlife-Crisis"

Aiginger: Kritik an Junckers 315-Milliarden-Investitionsplan.
Junckers Investitionspaket sei "zu wenig grün und mit zu wenig sozialer Innovation".

Dynamischer, sozialer und ökologischer muss Europa werden, um global langfristig noch eine ähnlich große Rolle zu spielen wie in der Vergangenheit. Zu diesem Schluss kommt Karl Aiginger, Chef des Wirtschaftsforschungsinstitutes (WIFO).

Seit 2012 läuft das Projekt "WWWforEurope" – die drei W stehen für Welfare, Wealth, Work –, in dem 33 europäische Forschungsinstitute koordiniert durch das WIFO und finanziert u. a. von der EU-Kommission untersuchen, wie in Europa nachhaltig hohe Einkommen, hohe Beschäftigung und guter sozialer Zusammenhalt zu erreichen sind.

Bei einer prominent besetzten Konferenz am Dienstag in Brüssel meinte Aiginger, Europa sei ein "Erfolgsmodell in der Midlife-Crisis". "Business as usual" sei für Europa nicht länger eine Option, so Aiginger. Die in der Krise gestiegene Arbeitslosigkeit und die Stagnation des Wirtschaftswachstums würden den Frieden in Europa und das Projekt der Europäischen Union gefährden.

Aiginger rät der EU zu einer "High road strategy": Basierend auf Innovation und Humankapital soll Europa wieder dynamischer werden. Zu Aigingers Empfehlungen zählt die Einführung einer Steuer auf Finanztransaktionen bei gleichzeitiger Entlastung des Faktors Arbeit. Das 315-Milliarden-Euro-Investitionspaket von Kommissionschef Juncker kritisiert Aiginger als "zu wenig grün und mit zu wenig sozialer Innovation". EU-Sozialkommissarin Marianne Thyssen meinte, der Investitionsplan sei "keine Zauberlösung, aber wir können einen Unterschied machen". Sie verspricht einen stärkeren Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit.

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