EU-Kommission beschließt Frauenquote

Kommissarin Reding verkündet Durchbruch: Bis 2020 sollen in europäischen Aufsichtsräten 40 Prozent Frauen sitzen.

Geschafft" - mit diesen Worten vermeldete EU-Justizkommissarin Viviane Reding auf Twitter den Durchbruch bei den Verhandlungen für eine EU-weite Frauenquote in Aufsichtsräten. Die EU-Kommission will eine Frauenquote von 40 Prozent in Aufsichtsräten und bei nicht geschäftsführenden Direktoren von börsenotierten Unternehmen bis 2020 durchsetzen. Reding erklärte am Mittwoch, bei der Gleichstellung von Frauen und Männern seien in diesem Bereich keine Fortschritte erkennbar gewesen. Deshalb seien gesetzliche Maßnahmen notwendig. Die Pläne brauchen allerdings die Zustimmung von Europaparlament und EU-Staaten.

In Ländern wie Belgien, Frankreich und Italien seien kürzlich entsprechende Regelungen eingeführt worden, die erste Erfolge zeigten. "Diese Beispiele machen deutlich, dass zeitlich befristete gesetzgeberische Maßnahmen einen Unterschied bewirken können", so Reding. Der Vorschlag der Kommission werde dafür sorgen, dass Frauen bei der Besetzung von Aufsichtsratspositionen den Vorzug erhalten, wenn sie in diesem Gremium unterrepräsentiert und ebenso qualifiziert wie ihre männlichen Kollegen sind.

EU-Kommissionspräsident Barroso betonte die Bedeutung einer ausgewogeneren Besetzung wirtschaftlicher Führungspositionen. Die großen börsenotierten Unternehmen in Europa müssten nun zeigen, dass sie es mit der Gleichstellung von Frauen und Männern ernst meinten. Die Kommission kritisiert, dass in Europas Spitzenunternehmen von sieben Top-Positionen in der Unternehmensleitung nur eine mit einer Frau besetzt sei.

Unterstützung aus Österreich

Österreichs Frauenministerin Heinisch-Hosek hat den Vorschlag der EU-Kommission für eine Frauenquote in Aufsichtsräten begrüßt. "Die Zeit in Europa ist reif für die Quote", sagte Heinisch-Hosek. "Als nationale Partnerin von Viviane Reding hat die Kommission meine volle Unterstützung. 40 Prozent Frauen in Aufsichtsräten bis 2020, das wäre ein wichtiger Schritt hin zu mehr Chancengleichheit", so Heinisch-Hosek.

Nur in zwölf der insgesamt 27 EU-Staaten gibt es derzeit eine Frau an der Spitze eines großen Unternehmens. Österreich gehört zu jenen 15 EU-Ländern mit einer Null-Quote. An der Spitze liegen die Niederlande und die Slowakei, wo immerhin je 10,0 Prozent der Unternehmenschefs Frauen sind.

Dahinter folgen Rumänien (9,0), Litauen (7,7), Bulgarien (6,7), Großbritannien (6,0), Zypern und Dänemark (je 5,6), Malta (5,3), Schweden (3,8), Lettland (3,2) und Spanien (2,9). Der EU-Durchschnitt beträgt 2,7 Prozent.

Bei den Aufsichtsräten liegt der Frauenanteil bei 8,9 Prozent. Spitzenreiter ist Rumänien mit 30,6 Prozent. Schlusslicht ist Luxemburg mit null Prozent. Österreich belegt mit nur 2,2 Prozent den viertletzten Platz.

Kommentare