Eskalation in Syrien: Erste Kämpfe zwischen Türkei und Kurden
Der Konflikt zwischen der türkischen Armee und den Kurden im Norden Syriens spitzt sich zu. Von der Türkei unterstützte syrische Rebellen stießen am Samstag nach eigenen Angaben mit Kämpfern des von Kurden angeführten Militärbündnisses Demokratische Kräfte Syriens (SDF) zusammen. Auch türkische Panzer waren an den Kämpfen beteiligt. Es waren die ersten direkten Zusammenstöße zwischen der türkischen Armee und den von Kurden angeführten Kräften.
Erstmals türkischer Soldat getötet
Bei einem Raketenangriff kurdischer Kräfte auf zwei türkische Panzer kam dabei auch ein türkischer Soldat ums Leben. Wie türkische Medien berichteten, wurden die Panzer am Samstag in der Nähe von Jarablus getroffen. Den Grenzort hatten pro-türkische Rebellen am vergangenen Mittwoch mit Hilfe der türkischen Armee aus der Hand des IS erobert. Der Soldat ist demnach das erste Todesopfer seit Beginn der türkischen Bodenoffensive im Nachbarland.
Bei den Demokratischen Kräften Syriens handelt es sich um ein von der Kurdenmiliz YPG angeführtes Bündnis, das vor allem die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekämpft. Unterstützt wird es dabei von Luftangriffen der US-geführten internationalen Koalition.
Türkei will Pufferzone
Die Türkei fordert, dass sich die Kurden aus der Region um Dscharablus auf ein Gebiet östlich des Flusses Euphrat zurückziehen. Die türkische Armee und syrische Rebellen hatten den Grenzort in dieser Woche bei einer Militäroperation vom IS eingenommen. Die Rebellen rückten anschließend weiter Richtung Süden vor.
Die erste türkische Bodenoffensive in Syrien seit Ausbruch des Bürgerkriegs vor mehr als fünf Jahren richtet sich gegen den IS und die YPG. Die Kurden kontrollieren bereits große Gebiete an der Grenze zur Türkei und haben dort eine Selbstverwaltung errichtet.
Türkische Panzer bei Kobane
Weiter östlich überquerten türkische Panzer bei der Stadt Kobane die Grenze. Sie begleiteten Baumaschinen, die auf syrischem Boden begannen, einen Graben auszuheben, wie ein Kurdensprecher berichtete. Die Türkei wolle eine Blockade über die Region verhängen.
Die USA und Russland verständigten sich unterdessen grundsätzlich über Schritte zu einer Waffenruhe zwischen Anhängern des Regimes und Rebellen, die sich in anderen Regionen Syriens gegenüberstehen. Besonders umkämpft ist dabei die nordsyrische Stadt Aleppo.
Viele offene Fragen vor Waffenruhe
Allerdings müssten bis zu einer Waffenruhe noch eine Reihe von Einzelheiten geklärt werden, sagten die Außenminister beider Länder am späten Freitagabend nach mehr als zwölfstündigen Verhandlungen in Genf. In diplomatischen Kreisen hieß es, trotz der langen Gespräche sei „lediglich ein kleiner gemeinsamer Nenner bestätigt worden“. Experten beider Länder sollten jetzt offene Fragen klären.
„Wir wollen keine Vereinbarung, die nicht durchsetzbar wäre“, sagte US-Außenminister John Kerry bei einer Pressekonferenz mit seinem Amtskollegen Sergej Lawrow. Zu den offenen Fragen gehört nach Angaben beider Politiker das Vorgehen gegen terroristische Gruppierungen wie die Miliz Dschabhat Fatah al-Scham, die bis vor Kurzem unter dem Namen Al-Nusra-Front Teil des Terrornetzwerks Al-Kaida war.
In Syrien tobt seit 2011 ein blutiger Bürgerkrieg, in den das Regime von Präsident Baschar al-Assad, etliche Rebellengruppen, die Kurden und der IS involviert sind. Der Konflikt hat nach UN-Angaben rund 400 000 Menschen das Leben gekostet und Millionen in die Flucht getrieben. Zudem leben noch etwa 600 000 Menschen unter Belagerung.
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