Umfrage: EU-Befürworter nach Cox-Mord vorne

Umfrage: EU-Befürworter nach Cox-Mord vorne
Nach dem Mord an Jo Cox geht der Wahlkampf um den Austritt bzw. Verbleib Großbritanniens in der EU weiter.

Nach der Ermordung der Abgeordneten Jo Cox nehmen britische Spitzenpolitiker an diesem Sonntag den Brexit-Wahlkampf wieder auf. Premierminister David Cameron, der für den Verbleib seines Landes in der EU kämpft, stellt sich am Abend (19.45 MESZ) im BBC-Fernsehen Fragen von Zuschauern. Auch Justizminister Michael Gove, ein Austritts-Wortführer, tritt öffentlich auf.

45 zu 42 Prozent

Die Ermordung verschafft offenbar dem Lager der EU-Befürworter Auftrieb. Das EU-Lager liege in einer nach dem tödlichen Anschlag durchgeführten Umfrage für die Zeitung Mail on Sunday mit 45 zu 42 Prozent in Führung, meldete die Agentur PA am Samstagabend.

Eine am Donnerstag veröffentlichte Umfrage des gleichen Instituts (Survation) hatte die EU-Gegner noch mit 52 zu 48 Prozent vorne gesehen. Ebenfalls am Samstag war eine Umfrage veröffentlicht worden, die teilweise nach dem Mord an Cox durchgeführt worden war und ein Patt von 44 zu 44 Prozent für die beiden Lager ergab.

Möglicherweise hängen die gesunkenen Werte für das Brexit-Lager auch mit einer geringeren Bereitschaft der britischen EU-Gegner zusammen, sich nach der Ermordung der Austrittsgegnerin Cox zu ihrer Präferenz zu bekennen.

Keine zweite Chance

Indes hat Großbritanniens Premier Cameron wiederholt erklärt, dass er keine Möglichkeit einer Rückkehr in die EU sieht, sollten seine Landsleute am Donnerstag mehrheitlich für einen Austritt stimmen. Es werde keine zweite Chance geben, über die Rolle Großbritanniens in der EU zu entscheiden, sagte er der Sunday Times: "Das ist eine unumkehrbare Entscheidung mit sehr schlechten Konsequenzen für die britische Wirtschaft."

Die Zeitung selbst empfahl ihren Lesern hingegen in einem Leitartikel, zunächst für einen Austritt zu stimmen. So solle der Druck erhöht werden, um eine tiefergehende Reform der EU zu erzielen. Diese würde es den Briten dann leichter machen, nach einem zweiten Referendum letztendlich doch in der Gemeinschaft zu bleiben. Die Sunday Times griff damit einen Vorschlag des ehemaligen Londoner Bürgermeisters Boris Johnson auf, einem der prominentesten Verfechter eines "Nein" zur EU.

Wachsende Sorgen

Die Zeitung veröffentlichte auch eine am Donnerstag und Freitag erstellte YouGov-Umfrage, wonach die EU-Befürworter wieder leicht vorne liegen. Sie kommen auf 44 Prozent, die zuletzt führenden EU-Gegner auf 43 Prozent. Der Umschwung habe aber nichts mit dem tödlichen Attentat auf die Abgeordnete Jo Cox zu tun, erläuterte das Blatt. Vielmehr spiegelten sich in der Erhebung wachsende Sorgen wegen möglicher wirtschaftlicher Folgen eines sogenannten Brexit wider.

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