Erneut Migranten vor Jemen ins Meer gezwungen

Nach Angaben der UNO wurden etwa 180 Flüchtlinge von Schleppern auf dem offenen Meer ausgesetzt. Es ist der zweite Vorfall dieser Art innerhalb kurzer Zeit. Die UNO spricht von 55 Toten.

Es ist an Brutalität kaum zu übertreffen: Menschenschmuggler haben nach Angaben einer UNO-Hilfsorganisation vor der Küste Jemens etwa 180 Migranten gezwungen, von ihrem Boot ins stürmische Meer zu springen. Dabei seien offenbar 55 der Somalier und Äthiopier ertrunken. Es sei der zweite Vorfall dieser Art binnen zwei Tagen, teilte die Internationale Organisation für Migration (IOM) am Donnerstag mit.

Am Mittwoch hatten zuvor Schlepper 120 Menschen ins Meer gezwungen. Dabei seien 50 Jugendliche ertrunken. "Das ist vielleicht der Beginn eines neuen Trends", sagte IOM-Sprecherin Olivia Headon der Nachrichtenagentur Reuters. "Die Schmuggler wissen, dass die Situation gefährlich für sie ist und auf sie geschossen werden könnte. Also setzen sie sie in der Nähe der Küste aus."

"Schockierend und unmenschlich"

Überlebende hätten berichtete, dass der Schlepper sie ins Wasser gestoßen habe, als er an der Küste Behördenmitarbeiter entdeckte, teilte IOM mit. Er habe sich dann auf den Rückweg nach Somalia gemacht, um auf derselben Route mehr Migranten an die jemenitische Küste zu bringen. Die Tat sei "schockierend und unmenschlich", sagte Laurent de Boeck, Leiter der IOM-Mission im Jemen.

Im Jemen kämpfen seit Jahren schiitische Houthi-Rebellen gegen Truppen der sunnitischen Regierung. Der Bürgerkrieg hat das bitterarme Land auf der arabischen Halbinsel in eine schwere Krise gestürzt. Dennoch kamen nach IOM-Schätzungen bisher rund 55.000 Migranten vom Horn von Afrika über das Rote Meer und den Golf von Aden. Teils hoffen sie auf Arbeit in den wohlhabenden Golfstaaten, teils flüchten sie vor Konflikten in ihren Heimatländern.

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