Reporter-Mord in der Slowakei: Spuren zur Mafia

Am Tatort in Velka Maca.
Ermordeter slowakischer Reporter deckte Steuerskandale auf. Kollegen berichten über Spuren zur italienischen Mafia

Es war eine regelrechte Hinrichtung. Der Aufdecker-Journalist Jan Kuciak und seine Verlobte starben am Sonntag in ihrem Haus im westlowakischen Galanta durch Schüsse in Brust und Rücken aus nächster Nähe.

Der 27-jährige Kuciak arbeitete seit 2015 für das Internet portal Aktuality.sk, das zum Medienkonzern "Ringier Axel Springer Slovakia" gehört. Die Polizei hat bereits öffentlich gemacht, dass sie bei dem Mord von einem direkten Zusammenhang mit der Arbeit des Reporters ausgehe. Entsprechend geschockt zeigt sich auch die slowakische Politik. Premierminister Robert Fico erklärte, dass für zweckdienliche Hinweise, die zur Aufklärung der Tat beitragen könnten, eine Belohnung von einer Million Euro ausgeschrieben werde.

Kuciak hatte im Internetportal regelmäßig über Fälle von mutmaßlichem Steuerbetrug berichtet. Im Visier hatte er dabei vor allem prominente Unternehmer, die nach seinen Recherchen Geschäftsverbindungen zu den regierenden Sozialdemokraten ebenso wie zu Kreisen der organisierten Kriminalität unterhalten haben sollen.

Italienische Mafia

Die wahrscheinlich schillerndste Figur, die in Kuciaks Berichten immer wieder auftaucht, ist der Unternehmer Marian Kocner. Er gilt in der Slowakei seit langem als politisch bestens vernetzt. Der ermordete Kuciak hatte ihm gemeinsam mit anderen Reportern geschäftliche Beziehungen, etwa zu Innenminister Robert Kalinak, nachgesagt. Kuciak hatte auf Grundlage seiner Recherchen im Vorjahr Anklage gegen den Unternehmer erhoben. Kocner wiederum hatte zuletzt angekündigt, über den Reporter "ähnliche Schmutzberichte" zu sammeln wie dieser über ihn.

Der Journalist Tom Nicholson, der mit Kuciak bis zuletzt eng zusammengearbeitet hatte, meinte gegenüber der Zeitung Dennik N, dass er vermute, dass die italienische Mafia hinter dem Verbrechen stecke. Man habe gemeinsam über den Missbrauch von EU-Geldern recherchiert. Erste Spuren hätten zur Mafia geführt.

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