Empörung nach Festnahme von deutsch-türkischem Schriftsteller

Dogan Akhanli
Sicherheitskreise sprechen von erneutem Affront der Türkei. PEN: "Eindeutig politisch motiviert". Deutschland ersucht Spanien, den Autor nicht an die Türkei auszuliefern.

Der türkischstämmige Schriftsteller Dogan Akhanli ist in Spanien festgenommen worden. Sein Anwalt Ilias Uyar sagte der Deutschen Presse-Agentur, der Festnahmeantrag sei aus der Türkei gekommen. Aus dem Auswärtigen Amt hieß es am Samstag, man kenne den Fall und bemühe sich um konsularische Betreuung.

Akhanli lebt seit seiner Flucht aus der Türkei im Jahr 1991 in Deutschland und hat ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft. Was ihm vorgeworfen wird, war zunächst unklar. Anwalt Uyar sagte dem Kölner Stadt-Anzeiger bei der spanischen Polizei habe ein Dringlichkeitsvermerk der internationalen Polizeibehörde Interpol vorgelegen.

Der Autor hat sich in seinen Werken auch mit der Verfolgung der Armenier in der Türkei befasst. 2010 hatte ihn ein Istanbuler Gericht wegen eines Raubüberfalls vor 21 Jahren angeklagt. Akhanli saß vier Monate in U-Haft, bevor er ausreisen konnte. Ein dringender Tatverdacht liege nicht mehr vor, hatte das Gericht entschieden. Der Schriftsteller Günter Wallraff war als Beobachter im Gerichtssaal und sprach von einem politisch motivierten "Schauprozess".

"Eindeutig rechtsmissbräuchlich"

Die Festnahme von Akhanli hat am Samstag für Empörung in Deutschland gesorgt. Der Grünen-Abgeordnete Volker Beck teilte mit, das türkische Vorgehen sei "eindeutig rechtsmissbräuchlich". Er forderte Außenminister Sigmar Gabriel auf, sich unverzüglich für Akhanlis Freilassung einzusetzen. Gabriel war am Vortag als Reaktion auf den Terroranschlag in Barcelona nach Spanien gereist. "Wie weit wollen wir Erdogan in Europa noch kommen lassen?", fragte Linke-Chefin Katja Kipping auf Twitter.

Die Schriftstellervereinigung PEN teilte mit, das Verfahren gegen Akhanli sei "eindeutig politisch motiviert". Vizepräsident Sascha Feuchert forderte die spanischen Behörden auf, den Autoren keinesfalls an die Türkei auszuliefern.

Akhanlis Anwalt zufolge lag bei Interpol eine sogenannte Red Notice gegen den Schriftsteller vor. Damit kann ein Land dazu auffordern, eine gesuchte Person ausfindig zu machen und vorläufig festzunehmen. Es handelt sich nicht um einen Suchauftrag im Namen von Interpol selbst und nicht um einen internationalen Haftbefehl.

Deutschland ersucht Spanien Akhanli nicht auszuliefern

Deutschland hat die spanische Regierung ersucht, den festgenommenen deutschen Schriftsteller Dogan Akhanli nicht an die Türkei auszuliefern. Das verlautete am Samstagabend aus dem Auswärtigen Amt in Berlin. Danach hat sich die deutsche Botschaft in Madrid auf Bitten des deutschen Außenministers Sigmar Gabriel an die Regierung in Madrid gewandt. Dabei habe man auch darum gebeten, am Auslieferungsverfahren beteiligt zu werden und Akhanli schnellstmöglich konsularisch betreuen zu können, hieß es.

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