Mehr als 50 Tote bei Selbstmordanschlag nahe Al-Bab

Syrien
Der Anschlag ereignete sich einen Tag nach der Rückeroberung der Stadt durch pro-türkische Rebellen.

Kurz nach dem Verlust der strategisch wichtigen Stadt Al-Bab in Nordsyrien hat die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) in der Nähe des Ortes einen verheerenden Anschlag verübt. Etwa zehn Kilometer entfernt explodierte am Freitag im Dorf Sussian eine Autobombe und riss mehr als 50 Menschen in den Tod, wie die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte erklärte.

Unter den Toten seien mehr als 30 Zivilisten. Im benachbarten Irak, wo die IS-Kämpfer ebenfalls unter Druck stehen, ordnete Ministerpräsident Haider al-Abadi einen Vergeltungsschlag für Anschläge in Bagdad an. Dabei griffen irakische Kampfflugzeuge auch mutmaßliche IS-Stellungen hinter der Grenze in Syrien an.

IS bekannte sich zur Tat

Vergleichsweise gemäßigte Rebellen hatten am Donnerstag nach monatelangen Kämpfen Al-Bab zurückerobert. Sie wurden dabei von der Türkei unterstützt. Ein Rebellenvertreter sagte am Freitag, der IS-Anschlag habe sich an einem Kontrollpunkt ereignet. Dort hätten sich viele Menschen versammelt, die nach Al-Bab hätten zurückkehren wollen. Der IS bekannte sich zu der Tat. Zwei Aufständische bezifferten die Zahl der Todesopfer auf mindestens 40.

Noch ist das Gebiet um Al-Bab vermint. So kamen am Freitag nach Angaben der Streitkräfte zwei türkische Soldaten bei der Minenräumung ums Leben. Die Armeeführung erklärte, man werde helfen, dass sich das Leben in Al-Bab normalisiert und Bewohner zurückkehren können. Die Ziele des Militäreinsatzes in Nordsyrien seien erreicht. Die Türkei hatte im August direkt in den Bürgerkrieg eingegriffen und unterstützt Rebellen der Freien Syrischen Armee. Sie wollte damit den IS von der Grenze zurückdrängen und weitere Geländegewinne der Kurden verhindern.

IS unter Druck

Der IS steht auch im benachbarten Irak unter Druck, wo die Armee mit internationaler Hilfe die Millionenstadt Mossul zurückerobern will. In dem Land begehen die radikalen Islamisten immer wieder Bombenanschläge. Als Vergeltung ordnete Ministerpräsident Haider al-Abadi Luftangriffe auf mutmaßliche IS-Stellungen auf beiden Seiten der irakisch-syrischen Grenze an. Dabei kamen nach offiziellen Angaben Kampfflugzeuge vom Typ F-16 zum Einsatz. So sei in der syrischen Stadt Albu Kamal ein IS-Kommandostand zerstört worden. Al-Abadi erklärte, die Angriffe seien ein voller Erfolg gewesen. Ein dem syrischen Außenministerium nahestehender Insider erklärte, die Regierungen in Bagdad und Damaskus hätten sich eng abgestimmt.

Sechs Jahre nach dem Beginn des syrischen Bürgerkrieges versucht UNO-Diplomat Staffan de Mistura in Genf, zwischen den beiden Seiten zu vermitteln. Am Donnerstag kam es erstmals seit drei Jahren zu direkten Gesprächen - allerdings nur über das Gesprächsformat. Wegen der Spannungen und der zersplitterten Opposition gibt es kaum Hoffnung, dass beide Seiten bald direkt über einen Frieden verhandeln.

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