Dutzende Kinder bei Flucht vor Dschihadisten getötet

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Sie waren mit ihren Familien in Hawija in der Provinz Kirkuk auf der Flucht vor der Miliz "Islamischer Staat".

Auf der Flucht vor Dschihadisten sind im Nordirak nach Angaben von Save the Children dutzende Kinder getötet worden. In den vergangenen Tagen seien viele Kinder verdurstet, auf gefährlichen Wanderwegen umgekommen oder von versteckten Sprengsätzen getötet worden, erklärte die Organisation am Donnerstag.

Sie waren demnach mit ihren Familien in Hawija in der Provinz Kirkuk auf der Flucht vor der Miliz Islamischer Staat (IS). Save the Children berichtete unter anderem von einer fünfköpfigen Familie, die zwei Kinder wegen der Explosion von Sprengsätzen verloren habe. Sie konnten demnach aus Angst vor weiteren versteckten Minen die Leichen der Kinder nicht bergen. Hawija wird seit 2014 vom IS kontrolliert.

Die irakischen Streitkräfte bereiten sich derzeit auf eine Offensive auf die nördliche IS-Hochburg Mossul vor. Zugleich könnte dabei versucht werden, Hawija vom IS zurückzuerobern.

Hilfsorganisationen warnen vor neuem Flüchtlingsdrama

Hilfsorganisationen warnen vor einem neuen Flüchtlingsdrama im Zuge der geplanten Offensive. Das Flüchtlingshilfswerk UNHCR rechnet nach eigenen Angaben mit bis zu 700.000 Menschen, die fliehen und auf humanitäre Hilfe angewiesen sein könnten.

Bisher gebe es in Notfalllagern Plätze für rund 51.000 Menschen, sagte der Sprecher der Hilfsorganisation Norwegian Refugee Council (NRC), Karl Schembri, der Deutschen Presse-Agentur. Im Bau oder in Planung seien Notfalllager für rund 230.000 Menschen.

"Das ist eine riesige Lücke", erklärte er. "In dem Moment, in dem ein solcher Strom von Menschen kommt, wird die Lage chaotisch werden." Einige Notfalllager seien nicht geeignet, weil sie zu nahe an der Front lägen und deswegen für Helfer nicht zu erreichen seien.

"Der Irak wird nur als Sicherheitsfrage wahrgenommen"

Zudem sei die humanitäre Hilfe im Irak chronisch unterfinanziert. "Seit Jahren haben wir dort Hunderttausende Vertriebene, aber nicht genug finanzielle Mittel", sagte Schembri. "Der Irak wird nur als Sicherheitsfrage wahrgenommen." Der UNHCR benötigt für die Versorgung der Mossul-Flüchtlinge nach eigenen Angaben rund 200 Millionen US-Dollar (181 Mio. Euro), hat davon aber bisher nur rund ein Drittel erhalten.

Mossul ist die letzte Bastion der IS im Irak. Derzeit formiert sich in der Region eine Allianz verschiedener Kräfte, die die Stadt befreien will. Beobachter halten einen Beginn der Offensive noch in diesem Monat für möglich.

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