Doppelanschlag in Nigeria: Fast 80 Tote

Nach der Explosion in Maiduguri.
Die Stadt Maiduguri wurde von Explosionen erschüttert, ein Dorf wurde gestürmt. Dahinter wird Boko Haram vermutet.

Mutmaßliche Kämpfer der Islamistengruppe Boko Haram haben im Nordosten Nigerias fast 80 Menschen getötet. Bei einem Doppelanschlag in der Stadt Maiduguri im Bundesstaat Borno wurden laut Polizei am Samstagabend mindestens 35 Menschen getötet, Augenzeugen sprachen sogar von 50 Toten. Gleichzeitig töteten bewaffnete Angreifer im Dorf Mainok, das 50 Kilometer weiter westlich liegt, fast 40 Menschen.

Nach dem Anschlag in Maiduguri waren Polizisten und Sicherheitskräfte am Sonntag noch immer damit beschäftigt, die Leichen zu bergen. Bisher seien 35 Tote gefunden worden, sagte der Polizeichef von Borno, Lawal Tanko, der Nachrichtenagentur AFP. Nach Angaben von Augenzeugen brachten freiwillige Helfer, Polizisten und Soldaten sogar 50 Leichen in ein Krankenhaus. Unter den Toten waren demnach auch Frauen und Kinder.

Der Augenzeuge Mallam Mohammad Buba sagte, durch die erste Explosion kurz vor dem Abendgebet seien zunächst nur einige Menschen verletzt worden. Noch während sich Helfer um die Verletzten kümmerten, sei 15 Minuten später jedoch ein zweiter Sprengsatz explodiert. Dabei seien dann viele Menschen getötet worden.

Dorf gestürmt

Fast zeitgleich stürmten dutzende bewaffnete Angreifer mit Autos und Motorrädern in das Dorf Mainok, wie der Dorfbewohner Yahaya Umar sagte. Dort hätten sie mit Panzerfäusten und Kalaschnikows um sich geschossen und 39 Menschen getötet. Die gesamte Ortschaft, die bereits mehrfach von Islamisten angegriffen wurde und zuletzt im Juli 25 Todesopfer verzeichnete, sei bei dem Angriff zerstört worden. Von Seiten der nigerianischen Polizei und Armee gab es zunächst keine Bestätigung für die Attacke.

Boko Haram unter Verdacht

Zu beiden Anschlägen bekannte sich zunächst niemand. In der Region hat die Islamistengruppe Boko Haram in den vergangenen Jahren jedoch zahlreiche Anschläge verübt. In den nordöstlichen Bundesstaaten Adamawa, Borno und Yobe kommt es fast täglich zu Gewalt. Seit Mai 2013 gilt dort der Ausnahmezustand. Nach Angaben der UNO sind seit Mai vergangenen Jahres fast 300.000 Menschen aus der Region geflohen.

Erst in der Nacht auf den vergangenen Dienstag hatten islamische Terroristen eine Schule in Buni Yadi im Bundesstaat Yobe angegriffen und 43 Menschen getötet. Vielen der meist jugendlichen Opfer schnitten die Angreifer die Kehlen durch, um nicht durch Schüsse aufzufallen.

Fanatische Glaubensanhänger

Boko Haram kämpft seit 2009 für einen islamischen Gottesstaat im mehrheitlich muslimischen Norden Nigerias gewaltsam. Der Name bedeutet übersetzt "Westliche Bildung ist verboten". Immer wieder verübt die Gruppe blutige Anschläge und Überfälle auf Dörfer, Kirchen, Schulen, Sicherheitskräfte, Politiker und Behördenvertreter.

Die Gruppe wird verdächtigt, Verbindungen zum nordafrikanischen Arm des Al-Kaida-Netzwerks (Aqmi) und der islamistischen Shebab-Miliz in Somalia zu unterhalten, und wird von Nigeria und den USA als Terrororganisation eingestuft.

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