Eine verbale Prügelei mit zwei Verlierern

Hillary Clinton, Donald Trump und die wichtigsten Zitate des Abends
In der zweiten TV-Debatte überboten sich Hillary Clinton und Donald Trump abermals mit den üblichen Brutalitäten. Den Skandalen der vergangenen Tage konnte der Multimillionär gekonnt ausweichen.

Durch den jüngsten Skandal um seine schlüpfrigen, verächtlichen Bemerkungen über Frauen war Donald Trump schwer in die Defensive geraten. Und aus dieser Defensive wollte der Republikaner Sonntagabend in St. Louis herauskommen - mit einem brutalen Gegenangriff bei der zweiten TV-Debatte mit Hillary Clinton

Kaum hatte er die unvermeidliche Entschuldigung wegen seiner Ausfälligkeiten gegen Frauen absolviert, warf er Hillary im Gegenzug die Affären ihres Ehemannes, Ex-Präsident Bill Clinton, vor. Dieser habe Frauen tatsächlich misshandelt, während er nur geplaudert habe. Ansatzlos schwenkte Trump dann auf Hillary Clintons E-Mail-Affäre um, um dabei die mit Sicherheit brutalste Attacke des Abends zu führen. Wenn er Präsident wäre, würde er sofort einen Sonderermittler in der E-Mail-Affäre gegen Clinton einsetzen und dann "wären Sie im Gefängnis".

Eine verbale Prügelei mit zwei Verlierern
ST LOUIS, MO - OCTOBER 09: Republican presidential nominee Donald Trump (L) speaks as Democratic presidential nominee former Secretary of State Hillary Clinton smiles during the town hall debate at Washington University on October 9, 2016 in St Louis, Missouri. This is the second of three presidential debates scheduled prior to the November 8th election. Chip Somodevilla/Getty Images/AFP ++ KEINE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGS-BEILAGEN! NUR REDAKTIONELLE NUTZUNG IN TAGESZEITUNGEN, TAGESAKTUELLER TV-BERICHTERSTATTUNG (AKTUELLER DIENST) UND DIGITALEN AUSSPIELKAN€LEN (WEBSITES/APPS) IM UMFANG DER NUTZUNGSVEREINBARUNG. S€MTLICHE ANDERE NUTZUNGEN SIND NICHT GESTATTET.++

Doch die beiden Kandidaten ließen an diesem Abend ohnehin kaum einen Untergriff aus und gaben der Debatte einen durchgehend unangenehm negativen Grundton, der zuletzt Clinton wie auch Trump übel aussehen ließ. Beide machten unverhohlen klar, dass ihr Gegenüber für das Präsidentenamt absolut ungeeignet sei. So meinte Trump, dass Hillary "niemals US-Präsidentin" werden dürfe. Sie dagegen reduzierte den Republikaner auf seine Skandale und Ausfälligkeiten. Das sei "der wirkliche Donald Trump“ und der sei „nicht fähig Präsident zu werden".

Trumps Stärken als verbaler Schläger

In der verbalen Prügelei, in der beide offensichtlich vorbereitete Brutalitäten einsetzten, gingen nicht nur die Fragen aus dem Publikum weitgehend unter, sondern auch jegliche seriöse politische Themen. Egal, ob es um Themen wie den Nahen Osten und die Terrormiliz IS ging, oder das Steuersystem, man bekam als Zuschauer wieder nur die immer gleichen Gehässigkeiten über den anderen Kandidaten aufgetischt. War die Debatte einmal auf dem wirklich tiefen Niveau angekommen, konnte Trump seine Stärken als verbaler Schläger ausspielen und sah im Nahkampf dabei besser aus als Clinton.

Die überlegene Gelassenheit, die die Demokratin die erste Debatte hatte klar gewinnen lassen, hielt sie diesmal nicht durch. Doch beim Aussteilen harte Schläge war der ohnehin ständig wie ein Tiger im Käfig hin und her laufende Trump einfach effizienter. Zwar waren seine Punkte wie etwa, dass Hillary 30 Jahre lang Politik gemacht, aber nichts erreicht habe, die altbekannten, aber er setzte sie schwungvoller und härter als seine Gegenspielerin die ihren. Sogar für den Skandal um seine über Jahrzehnte offensichtlich geschickt vermiedenen Steuerzahlungen hatte er einen kurzen aber zielsicheren Gegenschlag parat: Dass hätten doch Hillarys reiche Freunde und Wahlkampf-Spender wie George Soros auch gemacht.

Eine verbale Prügelei mit zwei Verlierern
Republican U.S. presidential nominee Donald Trump and Democratic U.S. presidential nominee Hillary Clinton speak during their presidential town hall debate at Washington University in St. Louis, Missouri, U.S., October 9, 2016. REUTERS/Jim Young TPX IMAGES OF THE DAY

Schlammschlacht

Dass man sich im Stakkato gegenseitig vorwarf, bei jeder Gelegenheit gelogen zu haben, störte bei dieser Schlammschlacht auch schon nicht mehr. Nachdem man also den zwei Kandidaten eineinhalb Stunden zugeschaut hatte, wie sie sich gegenseitig beschädigten, war das Ende überraschend versöhnlich. Ein Zuschauer hatte als letzte Frage beide gebeten, ob sie nicht etwas Positives über den anderen sagen könnten. Hillary fielen immerhin Trumps Kinder ein, zu denen sie ihm gratulierte, und der Republikaner setzte eine kurze aber gute Schlusspointe: "Sie ist eine Kämpferin und sie gibt niemals auf."

Die demokratische US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton hat einer Blitzumfrage des Senders CNN zufolge auch die zweite Fernsehdebatte gegen Donald Trump gewonnen. Sie kam auf 57 Prozent, der Republikaner Trump auf 34 Prozent. Die Demokratin schnitt damit allerdings fünf Prozentpunkte schlechter ab als in der ersten Debatte, während Trump nicht so abstürzte wie vielfach erwartet worden war.

Der republikanische Vizepräsidentschaftskandidat Mike Pence hat Donald Trump indessen bereits zu seinem Auftritt gratuliert. Er sei stolz, an Trumps Seite zu stehen, schrieb Pence am Sonntagabend (Ortszeit) im Kurznachrichtendienst Twitter. Damit hat sich Pence wieder hinter Trump gestellt: Am Samstag hatte er den Präsidentschaftskandidaten noch heftig kritisiert, nachdem ein Video mit sexistischen Äußerungen des Unternehmers aus dem Jahr 2005 bekannt geworden war. Manche Republikaner forderten darauf, Trump müsse sich angesichts des Skandals zurückziehen. Sie wollten stattdessen Pence zum Kandidaten machen.

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