Die Vorwahlen als „guter Tag für Obama“

4.) Wahljahr in den USA: Seit mehr als 100 Jahren zeigt sich, dass der US-Börsenindex Dow Jones in einem Wahljahr besonders stark steigt. Allerdings gibt es auch Abweichungen davon. Etwa das Wahljahr 2000, das an der Börse wegen des Platzens der Internet-Blase dramatische Verluste brachte. Widerlegt ist auch die Annahme, dass ein republikanischer Präsident besser für die Börse sei als ein demokratischer. Die Wall Street gewann einer Analyse der Schoellerbank zufolge unter den Demokraten jeweils deutlicher.
Auch nach dem Super-Tuesday steht der konservative Gegner des Präsidenten nicht fest – sehr zur Freude der Demokraten.

Der „K.o.-Schlag“ für seine wichtigsten Gegner ist Mitt Romney misslungen. Bei zehn Vorwahlen an einem einzigen Tag – die bisher wichtigste Runde im Wettkampf um die republikanische Präsidentschaftskandidatur – hätte der republikanische Multi-Millionär seinen Kontrahenten davonspringen können. Doch Romney erzielte nur einen mageren Sieg nach Punkten. Erzrivale Rick Santorum konnte sich in wichtigen Staaten wie Tennessee oder Oklahoma behaupten. Und Newt Gingrich, der Sieger in Georgia, beschrieb sich selbst als „Schildkröte“, die langsam und stetig das Ziel anstrebt.

Genau acht Monate bevor Präsident Barack Obama sich der Wiederwahl stellt, bleibt sein Herausforderer weiterhin ein großes Fragezeichen. Und das, so Experten, ist von enormem Vorteil für den Amtsinhaber. „Jeder Tag, den Republikaner nicht vereint hinter einem Kandidaten stehen, ist ein guter Tag für Barack Obama“, sagt zum Beispiel der bekannte Meinungsforscher John Zogby. Zur Freude der Demokraten scheint dieser Moment noch einige Zeit in der Zukunft zu liegen.

„Wir sind im Prozess noch an einem sehr frühen Punkt“, mahnt Paul Beck, Professor an der Ohio State University. „Vor vier Jahren war zu dieser Zeit bereits die Hälfte der Delegierten für den Parteikongress bestimmt.“ Davon ist man dieses Jahr noch weit entfernt.

Neue Regeln

Der Delegiertenschwund ist kein Zufall. Die neuen Vorschriften der republikanischen Partei ziehen den Vorwahlkampf bis zur Abstimmung der Delegierten bei der Republican National Convention im August gewollt in die Länge. Das neu formulierte Regelwerk sieht zum Beispiel vor, dass in Vorwahlen die vor April stattfinden, die Delegierten eines Bundesstaats nicht wie traditionell üblich dem Sieger zugeschlagen werden, sondern proportional zum Ergebnis vergeben werden müssen. Staaten, die sich nicht an die Regeln halten, wie etwa Florida, werden mit einer geringeren Anzahl von Delegierten bestraft.

Welche Logik steht hinter diesem Experiment? Die Kandidaten sollen besser auf die eigentliche Wahl im November vorbereitet werden.

Gratis-Werbung

Inspiriert hat die Republikaner dazu der Kampf zwischen Obama und Hillary Clinton im Jahr 2008. Dies brachte extra-lange Gratis-Werbung für demokratische Themen und ein am Ende geschärftes Profil Obamas als Kandidat. Die Vorteile schienen es der republikanischen Parteiführung wert zu sein, ihren eigenen Prozess zu ändern. Produziert hat das eine Schlammschlacht, jetzt sind nur die Nachteile dieses Prozederes zu spüren.

Eine NBC/Wall Street Journal-Umfrage zeigt etwa, dass der Vorwahlkampf sowohl den Kandidaten, als auch dem Parteiimage geschadet hat. Demnach betrachten vier von zehn Erwachsenen die Republikaner aufgrund des Vorwahlprozesses weniger vorteilhaft als zuvor. Der aus den Vorwahlen entstandene Schaden für die Republikaner, gemeinsam mit steigenden Umfragewerten für Präsident Obama und vermehrtem Optimismus in der Wirtschaft, beflügelt in der Zwischenzeit die Demokraten. „Wir sind heute viel besser dran als vor sechs Monaten“, sagte der Topberater Obamas, David Axelrod, dem Washingtoner Blatt POLITICO. Mit Blick auf die Situation Romneys meinte er nur: „Er hat eine Hypothek auf seine Zukunft aufgenommen.“

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