"Die USA wollen wieder mehr Flagge zeigen"

China antwortet empört auf Signale der Trump-Regierung, gegenüber Peking eine härtere Gangart einzuschlagen.

Von offizieller chinesischer Seite war zunächst nichts zu hören, dafür fuhr die regierungsnahe Zeitung Global Times – mit Billigung der Staatsmacht – schwere rhetorische Geschütze auf: "China verfügt über genug Stärke und Entschlossenheit, um sicherzustellen, dass diese Hetze nicht fruchten wird." Und: Der künftige US-Außenminister Rex Tillerson solle lieber "seine Atommacht-Strategien nachbessern, wenn er eine große Atommacht zum Abzug von ihrem Territorium zwingen will".

Grund der chinesischen Empörung: Donald Trumps designierter Chefdiplomat hatte bei seiner Anhörung vor dem US-Senatsausschuss scharfe Töne gegenüber Peking angeschlagen. Tillerson bezeichnete die Aufschüttung künstlicher Inseln im Südchinesischen Meer als "illegal" und legte noch nach: Die USA müssten einen aggressiveren Standpunkt einnehmen, um China klar zu signalisieren, "dass es nicht nur keine weiteren Inseln bauen, sondern dass es auch keinen Zugang zu den Inseln haben darf". Damit aber, so warnte wiederum die linientreue China Daily gestern, steuere man "auf eine verheerende Konfrontation zwischen China und den USA zu".

Wieder mehr Führungsanspruch

USA-Experte und Politologe Jürgen Wilzewski (Technische Universität Kaiserslautern) hält dieser wachsenden Aufgeregtheit entgegen: "Es wird wohl nicht auf eine militärische Konfrontation hinaus laufen", führt er gegenüber dem KURIER aus. Doch er geht von "konfrontativeren Elementen" in der Außenpolitik des künftigen Präsidenten Trump aus. In der Ära Obamas, so lautete oft die Kritik im Inneren der USA, habe die Supermacht ihren weltweiten Führungsanspruch zurückgefahren. Das könnte mit einem Präsidenten Trump anders werden, besonders im Kräftemessen mit China. In der Region, also rund um den südchinesischen Inselstreit, "wollen die USA wieder mehr Flagge zeigen", sagt Wilzewski.

Das aber, so stellt der Politologe klar, sei auch eine Botschaft ans eigene Land. "Amerikanische Außenpolitik ist zu einem großen Teil auch immer Innenpolitik." Was bedeute: "Man muss sich gegenüber der eigenen Klientel rückversichern, dass die Rüstungsausgaben wieder erhöht werden."

Gegenseitige Abhängigkeiten

Folgenschwere Konfrontationen zwischen Washington und Peking erwartet Wilzewski auch auf dem Wirtschaftssektor nicht – obwohl Donald Trump im Wahlkampf China oft beschimpft hatte. Die gegenseitigen Abhängigkeiten zwischen der größten Wirtschaftsmacht (USA) und der größten Handelsmacht (China) der Welt seien zu verflochten. "Eine Seite kann nicht ohne die andere", sagt der US-Kenner und erwartet eher ein Vorpreschen der USA in Richtung neue Gespräche über NAFTA, also das Freihandelsabkommen zwischen USA, Kanada und Mexiko.

Im Südchinesischen Meer darf man indessen davon ausgehen, dass China nur noch entschlossener seine Kräfte ausspielt: Auf allen sieben künstlichen Inseln, die es in der Region aufgeschüttet hat, sind seit Kurzem Flugabwehr-Waffen oder andere Verteidigungssysteme installiert.

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