Die Gewalt ist zurück in Kairo

Die Gewalt ist zurück in Kairo
Bei neuen Unruhen am Tahrir-Platz kamen bereits über 20 Menschen ums Leben. Die in einer Woche geplanten Wahlen wackeln.

In der ägyptischen Hauptstadt Kairo ist es am Montag den dritten Tag in Folge zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen Polizei und Demonstranten gekommen. Die Protestierenden, die sich gegen die amtierende Militär-Regierung wenden, besetzten den zentralen Tahrir-Platz, obwohl die Polizei mit Tränengas und Knüppeln gegen die Menge vorging. Offenbar brannte auch ein Gebäude in der Nähe des Platzes. Über einem sechsstöckigen Wohnhaus stieg schwarzer Rauch auf. Eine Frau rief aus einem Obergeschoss um Hilfe.

Die Demonstranten warfen nach Angaben von Reportern Steine auf Polizisten und versuchten, zum Innenministerium zu marschieren. Auf Fernsehbildern waren Krankenwagen zu sehen.

Bei den heftigen Zusammenstößen in Kairo und anderen Städten des Landes sind seit Samstag laut Gesundheitsministerium mindestens 22 Menschen ums Leben gekommen, etwa 400 wurden verletzt.

Wahlen wackeln

Die Gewalt ist zurück in Kairo

Nächsten Montag beginnt in Ägypten die erste freie Wahl seit Jahrzehnten. Angesichts des neuerlichen Gewaltausbruchs fürchten Beobachter allerdings, dass die Abstimmung gestört wird oder gar nicht abgehalten werden kann. Zwar sind die Ägypter aufgerufen, ein neues Parlament zu wählen. Allerdings bleibt die Macht bis zu den Präsidentenwahlen beim Militär, das nach der Entmachtung Mubaraks im Februar herrscht. Ein neuer Präsident soll erst Ende 2012 oder Anfang 2013 gewählt werden.

Die seit Freitagabend andauernden Auseinandersetzungen hatten in ihren Ausgang in einer Demonstration gegen die Militärherrschaft und die Übergangsregierung genommen, die von islamistischen Parteien organisiert worden waren. Die Islamisten hatten sich jedoch nach ihrer großen Protestkundgebung am Freitag zurückgezogen.

Zurück blieben vorwiegend junge Demonstranten, die eine schnellere Übergabe der Macht vom Militär an eine zivile Regierung fordern. Sie erklärten, sie wollten den Platz erst wieder räumen, wenn ihre Forderungen erfüllt sind. Die Demonstrationen richten sich insbesondere gegen Feldmarschall Mohammed Hussein Tantawi, den Chef des herrschenden Militärrates. Tantawi war 20 Jahre lang Verteidigungsminister und einer der engsten Mitarbeiter von Ex-Präsident Hosni Mubarak gewesen.

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