Wahlen in Sizilien als Bühne für Berlusconi

Testlauf für Parlamentswahlen: Rechte Allianz des Ex-Premiers gegen Partei von Komiker Grillo.

Heute, Sonntag, findet im Süden des Landes die Generalprobe für die Parlamentswahlen im Frühling 2018 statt: der große Stimmungstest zur Lage der Nation.

Dabei dürfte es zu einem Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem Kandidaten des Rechtsbündnisses, Nello Musumeci, und dem Vertreter der populistischen Fünf-Sterne-Bewegung, Giancarlo Cancelleri, kommen. Der früherer Staatssekretär Musumeci gilt als Vertrauter von Silvio Berlusconi. So nützte der Ex-Cavaliere die sizilianischen Wahlen auch für sein persönliches Comeback.

Nach einer längeren Pause von der Politbühne genoss der 81-jährige die "Berlusonne" Rufe seiner Fans bei der Kundgebung im Herzen der sizilianischen Hauptstadt. Palermo bereitete dem 81-jährigen einen warmen Empfang. Musumeci steht an der Spitze einer rechten Allianz aus Berlusconis "Forza Italia", der ausländerfeindlichen "Lega Nord" und der Rechtspartei "Fratelli d'Italia" und gilt als Favorit. Großzügig wird dabei über Fehler hinweg gesehen: Auf den Forza Italia-Wahllisten tummeln sich gleich mehrere Personen mit Justizproblemen – von Korruption bis Mafiakontakten. Auch Berlusconis neue Justiz-Probleme dürften den Aufschwung seiner Partei nicht bremsen. Anlass diesmal: Berlusconi werden Mafia-Verstrickungen in den 1990er Jahren vorgeworfen, als zahlreiche Menschen bei Attentaten starben.

Polternder Komiker

Polternd rührte Komiker Beppe Grillo für seinen Cinque Stelle-Kandidaten Cancelleri die Wahltrommel. Bei der Abschlusskundgebung auf der Piazza Verdi in Palermo machte Grillo in gewohnter Manier alle politischen Gegner herunter - ohne jedoch konkrete Lösungen anzubieten. Der Fünf Sterne-Slogan lautet: "Ihr Sizilianer habt die Wahl zwischen Vergangenheit und Zukunft, zwischen Hoffnung und einer gescheiterten Politik."Weitere Kandidaten sind der Rektor der Universität Palermo, Fabrizio Micari, als Vertreter der Demokratischen Partei (PD). Ex-Premier Renzi ließ sich aber angesichts des drohenden Wahldebakels in Sizilien lieber nicht blicken. Parteiintern wird derzeit diskutiert, ob Renzi der geeignete Spitzenkandidat bei den nächsten Wahlen ist. Sizilien kämpft seit Jahrzehnten mit Problemen. Die Arbeitslosigkeit unter jungen Leuten liegt auf einem neuen Rekordhoch. Die Hälfte aller Familien gilt als armutsgefährdet. Wie schon in den 1960-er Jahren sind Sizilianer in Scharen gezwungen, auf der Suche nach Jobs in den Norden umzuziehen.

Mit Elan zur Veränderung trat 2012 der Antimafia-Kämpfer Rosario Crocetta für die PD an. Doch auch er scheiterte daran, illegale Wirtschaft und Mafiaverstrickungen in der öffentlichen Verwaltung auszumerzen.

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