Zwei Sprengstoffanschläge in Dresden

Spuren vom Anschlag an der Fatih Camii Moschee
Verletzt wurde niemand, Polizei geht von einem fremdenfeindlichen Motiv aus.

In Dresden sind vor einer Moschee und einem internationalen Kongressgebäude zwei Sprengstoffanschläge verübt worden. Das teilte die Polizei in der sächsischen Landeshauptstadt am Dienstagmorgen mit.

Verletzt wurde am Montagabend niemand. „Auch wenn uns bislang kein Bekennerschreiben vorliegt, müssen wir von einem fremdenfeindlichen Motiv ausgehen. Gleichzeitig sehen wir auch eine Verbindung zu den Feierlichkeiten anlässlich des Tages der deutschen Einheit am kommenden Wochenende“, sagte Dresdens Polizeipräsident Horst Kretzschmar.

Zwei Sprengstoffanschläge in Dresden
The site of a bomb explosion at the congress centre in Dresden, eastern Germany, is cordoned off on September 27, 2016. Bomb attacks hit a mosque and a congress centre in the eastern German city of Dresden, police said, adding that they suspected a xenophobic and nationalist motive. No-one was injured in the blasts late September 26, 2016 in a city which has become a hotspot for far-right protests amid Germany's huge migrant influx. / AFP PHOTO / dpa / Arno Burgi / Germany OUT
Die Beamten wurden am Montagabend von einer Rettungsleitstelle um 21.53 Uhr und um 22.19 Uhr über die Detonationen informiert. Vor Ort fanden Polizisten Reste von selbstgebauten Sprengsätzen.

In der Moschee waren zum Zeitpunkt der Explosion ein Imam mit seiner Frau und zwei Kindern. Im Kongresszentrum musste ein Hotelbar evakuiert werden. An beiden Gebäuden entstand Sachschaden.

Reaktionen

Der deutsche Innenminister Thomas de Maizière (CDU) hat die Sprengstoffanschläge in Dresden verurteilt. Die Taten seien "empörend", sagte de Maizière am Dienstag bei einer Veranstaltung zum zehnten Jahrestag der Deutschen Islamkonferenz in Berlin. "Das wollen wir in Deutschland nicht, dass so etwas geschieht, gegen wen sich das auch immer richtet." Justizminister Heiko Maas (SPD) nannte die Anschläge "erschütternd". "Sie müssen jetzt sehr sorgfältig aufgeklärt und konsequent verfolgt werden", erklärte er in Berlin.

Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich (CDU) hat den „feigen Anschlag“ auf die Moschee in Dresden „auf das Schärfste“ verurteilt. „Dies ist nicht nur ein Anschlag auf die Religionsfreiheit und die Werte einer aufgeklärten Gesellschaft, sondern hier wurde auch bewusst der Tod von den in der Moschee lebenden Menschen in Kauf genommen“, sagte er am Dienstag. Die Polizei arbeite mit Hochdruck seit der Nacht an der Aufklärung, „um auch die öffentliche Sicherheit noch weiter zu verbessern“.

Petry warnt vor negativen Pauschalurteilen

Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry hat nach den Sprengstoffanschlägen in Dresden vor negativen Pauschalurteilen über Sachsen gewarnt. "Angesichts der Verunglimpfungen, die in letzter Zeit von Seiten des politisch-medialen Establishments speziell auf das Bundesland Sachsen niedergingen, warnen wir davor, hier die nächste verbale Eskalationsstufe zu zünden“, erklärte Petry am Dienstag in Dresden. Bevor die Hintergründe der Taten nicht aufgeklärt seien, sollte man sich vor "Vorverurteilungen“ hüten.

"Ein Anschlag auf ein Haus, in dem Menschen Gott verehren, ist barbarisch, sei es nun eine Kirche, Moschee oder Synagoge“, sagte Petry. Viele AfD-Mitglieder seien "regelmäßig extremistischen Gewalttaten ausgesetzt“ und wüssten daher, "wie sich das anfühlt“. Deshalb solidarisiere sich ihre Partei mit den Betroffenen.

Kontrollen verstärkt

Die Behörden haben als Reaktion auf die Anschläge die Sicherheitsmaßnahmen für die Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit vorzeitig in Kraft gesetzt. "Der Einsatzmodus hat diese Nacht begonnen", sagte Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) am Dienstag bei einer Pressekonferenz. Kontrollen in verschiedenen Einrichtungen seien bereits verstärkt worden.

Mittlerweile hat sich die Polizei in Dresden gegen Kritik wegen der späten Information der Öffentlichkeit über zwei Sprengstoffanschläge zur Wehr gesetzt. Auf Facebook schrieb die Polizei am Dienstag: "Uns wird gerade vorgeworfen, dass wir nicht sofort gestern Nacht an die Öffentlichkeit gegangen sind. Dieser Wunsch nach schneller Information ist verständlich und gründet sich auf viele Motive. Besorgnis verstehen wir, durchschaubare Meinungsmache dagegen nicht“, hieß es dort. "Wir klären erst mit gebotener Sicherheit die Fakten und gehen dann damit an die Öffentlichkeit.“

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