Deutschland: Bomben-Teile bei Amazon bestellt

Einsatzkräfte bei der Vorführung von Yamen A. in Karlsruhe
Der in Schwerin festgenommene Terrorverdächtige soll einen Anschlag geplant haben. Laut "Spiegel"-Bericht beschafften sich Islamisten bereits mehrfach über die Online-Plattform Materialien für den Bombenbau.

Der wegen mutmaßlicher Anschlagspläne in Schwerin festgenommene Syrer Yamen A. hat einem Spiegel-Bericht zufolge Materialien zum Bombenbau über die Internetplattform Amazon gekauft. Nach Informationen des deutschen Nachrichtenmagazins soll der 19-Jährige auf Amazon seit Sommer Chemikalien geordert haben, die für die Herstellung des Sprengstoffs TATP geeignet sind.

A. war am Dienstag in Schwerin von Spezialeinheiten festgenommen worden. Laut deutscher Bundesanwaltschaft fasste er spätestens im Juli den Entschluss, "in Deutschland inmitten einer größeren Menschenansammlung einen Sprengsatz zu zünden und dadurch eine möglichst große Anzahl von Personen zu töten und zu verletzen". Ein konkretes Anschlagziel hatte er aber offenbar noch nicht ins Auge gefasst.

Mehrfach über Amazon bestellt

Dem Spiegel-Bericht zufolge beschafften sich Islamisten bereits mehrfach über Amazon Materialien für den Bombenbau. So hätten die jungen Männer, die im April 2016 einen Sprengsatz an einem Sikh-Tempel in Essen zündeten, auf diese Weise kiloweise Chemikalien und Zünder geordert. Auch der Islamist Jaber Al-Bakr, der mutmaßlich einen Anschlag auf den Berliner Flughafen Tegel plante und sich im Oktober 2016 in einem Gefängnis in Leipzig erhängte, hatte demnach die Bestandteile für einen TATP-Sprengsatz größtenteils über die Plattform erworben.

Die deutschen Sicherheitsbehörden sind laut "Spiegel" über diese Entwicklung alarmiert. Erschrocken seien Beamte auch deshalb, weil die Amazon-Algorithmen potenziellen Attentätern offenbar automatisch weitere gefährliche Zutaten vorschlagen. Zudem könnten Händler, die über die Internetplattform Geschäfte abwickeln, möglicherweise Beschränkungen zum Verkauf bestimmter Chemikalien unterlaufen.

Amazon teilte dem "Spiegel" mit, dass das Unternehmen mit der Polizei zusammenarbeite, um sie bei ihren Ermittlungen zu unterstützen. Zudem würden "im Rahmen der jüngsten Ereignisse" Änderungen an der Internetseite vorgenommen, "um sicherzustellen, dass Produkte in geeigneter Weise präsentiert werden". Verbotene Waren würden von Amazon nicht verkauft.

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