Nobelpreisträger Elie Wiesel ist tot

Der Holocaust-Überlebende starb im Alter von 87 Jahren.

Der Holocaust-Überlebende und Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel ist tot. Er sei im Alter von 87 Jahren in den USA gestorben, berichteten israelische Medien und die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem am Samstagabend.

Der 1928 in Rumänien in Sighet im vorwiegend von Ungarn bewohnten Teil Siebenbürgens geborene Wiesel hatte das Grauen der Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald überlebt. Seitdem engagierte sich der in New York lebende Schriftsteller und Friedensnobelpreisträger für das Wachhalten der Erinnerung an die Opfer des Holocaust. Er schrieb zahlreiche Bücher, darunter ein Werk mit dem Titel "Die Nacht", in dem er sein Erlebnisse als Gefangener im KZ-Auschwitz beschrieb. Wiesel engagierte sich aber auch gegen Gewalt und Intoleranz in der ganzen Welt, etwa im sudanesischen Darfur.

Kampf gegen Kurt Waldheim

Der Publizist und Hochschullehrer bekam 1986 den Friedensnobelpreis. Als prominentester Sprecher der amerikanischen Juden warnte er immer wieder vor den Gefahren des Rassismus, Antisemitismus und Neonazismus - und beschränkte sich dabei keineswegs auf Nordamerika. US-Präsident Ronald Reagan kritisierte er 1985 wegen dessen Besuch auf dem Friedhof in Bitburg scharf, weil dort auch zahlreiche SS-Angehörige beerdigt waren.

1986 kämpfte Wiesel vehement gegen den Kandidaten für das österreichische Bundespräsidentenamt, Kurt Waldheim, wegen dessen Vergangenheit als Wehrmachtsoffizier.

Wiesel: Haider, ein Mann, der Hitler verherrlichte

Im Jahr 2000 sagte Wiesel über den damaligen FPÖ-Chef Jörg Haider anlässlich der Bildung der schwarz-blauen Koalition: "Man kann nicht schweigen zu der politischen Aktivität eines Mannes, der Hitler verherrlicht hat und dessen Partei in der Regierung vertreten sein wird. Ich bin sehr froh, dass die Europäische Union Druck ausübt. Falls die Österreicher jetzt wütend sind, dann sollen sie über sich selbst schimpfen, dass sie Haider gewählt haben."

Nach der Wiedervereinigung machte er Deutschlands Bundeskanzler Helmut Kohl für die zunehmende Ausländerfeindlichkeit in Deutschland mitverantwortlich.

Bestürzung über Tod Wiesels

Im Juni 2009 besuchte er gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und US-Präsident Barack Obama das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald. Vor zwei Jahren wurde er in New York mit einem der höchsten deutschen Orden, dem Großen Verdienstkreuz mit Stern, geehrt.

Israels Ministerpräsident Benjamin Netanyahu reagierte bestürzt auf den Tod Wiesels. "Der Staat Israel und das jüdische Volk trauern zutiefst um Elie Wiesel", sagte Netanyahu am Samstag. "Der Wortkünstler Elie hat mit seiner außergewöhnlichen Persönlichkeit und seinen faszinierenden Büchern den Sieg des menschlichen Geistes über die Grausamkeit und das Böse verkörpert."

"Im Dunkeln des Holocaust, in dem sechs Millionen unser Brüder und Schwestern ermordet wurden, diente Elie Wiesel als ein Licht und als Vorbild der Menschlichkeit sowie des Glaubens an das Gute im Menschen", sagte Netanyahu laut einer Mitteilung seines Büros weiter.

"Lehrer der Menschheit"

Das Internationale Auschwitz-Komitee würdigte Wiesel als "Lehrer der Menschheit". "Elie Wiesel war kein Weg zu weit und kein Anlass zu gering, Menschen über die Schrecken und Verbrechen von Auschwitz zu informieren", sagte Christoph Heubner, der Vize-Exekutivpräsident der Überlebendenorganisation, am Samstag in Oswiecim.

Wiesel sei die Stimme der in Auschwitz von den Nationalsozialisten ermordeten jüdischen Frauen, Kinder und Männer gewesen, "die immer wieder die Vergesslichkeit, den Antisemitismus und den Hass übertönte." Er werde gerade in "diesen Tagen des Hasses und des Fundamentalismus schmerzlich vermisst" werden, sagte Heubner.

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