Muslimische Schüler müssen Lehrerin nicht die Hand geben

Muslimische Schüler müssen Lehrerin nicht die Hand geben
Sonderregelung: Zwei muslimische Schüler müssen ihrer Lehrerin nicht die Hand schütteln.

Therwil ist eine beschauliche Stadt in der Nähe vom schweizerischen Basel. Knapp 10.000 Einwohner, mit einem Ausländeranteil von 15 Prozent. Nicht ungewöhnlich für die Schweiz. Dennoch ist die Kleinstadt bei den Eidgenossen gerade in aller Munde.

Der Grund: Zwei muslimische Schüler der Sekundarschule (7. bis 10. Schulstufe) verweigerten ihrer Lehrerin den Händedruck. Aus religiösen Gründen. Mit der Erlaubnis des Schulleiters. So ganz sicher dürfte er sich bei der Entscheidung aber nicht gewesen sein, immerhin informierte er die zuständige Schulbehörde und setzte damit die Diskussion in Gang.

Mittlerweile äußerte sich auch die Justizministerin Simonetta Sommaruga gegenüber dem Schweizer Radio und Fernsehen (SFR): "Dass ein Kind der Lehrperson die Hand nicht gibt, das geht nicht", denn der Handschlag sei "Teil unserer Kultur" und "so stelle ich mir Integration nicht vor, auch unter dem Titel Religionsfreiheit kann man das nicht akzeptieren."

Islamische Organisationen entsetzt

Ebenfalls entsetzt zeigte sich Montassar Benmrad, der Präsident der Föderation islamischer Dachorganisationen in der Schweiz (Fids). Zwar werde das Vermeiden von physischen Kontakten zwischen Männern und Frauen oft mit einer Respektspflicht begründet um unangemessene Berührungen und ein gewisses Schamgefühl zu schützen, aber "in der Schweiz ist dies unangebracht", heißt es in einer Stellungnahme auf der Website des Verbands. Zudem hätten viele islamische Gelehrte "klar bestätigt, dass ein gewöhnlicher Händedruck zwischen Mann und Frau theologisch erlaubt ist".

Drastischere Worte fand Saïda Keller-Messahli, die Präsidentin des Forums für einen Fortschrittlichen Islam, gegenüber der Boulevardzeitung Blick: "Diesen Forderungen nachzugeben, bedeutet, dem politischen Islam Tür und Tor zu öffnen. Das dürfen wir nicht zulassen. Wir leben hier nicht in Saudi-Arabien!"

Prominenter Fall

Bereits im November sorgte Nacer Barazite, ehemaliger Spieler von Austria Wien, für einen ähnlichen Eklat. Der Fußballprofi verweigerte einer Journalisten den Handschlag. Ebenfalls aus religiösen Gründen.

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