"Cumhuriyet"-Mitarbeiter bleiben in U-Haft
Im Prozess gegen Mitarbeiter der regierungskritischen türkischen Zeitung "Cumhuriyet" müssen die vier wichtigsten Angeklagten in Untersuchungshaft bleiben. Das Gericht in Istanbul folgte am Freitag dem Antrag der Staatsanwaltschaft, Chefredakteur Murat Sabuncu, Herausgeber Akin Atalay, den Investigativjournalisten Ahmet Sik und den Kolumnisten Kadri Gürsel nicht freizulassen.
Vorwurf der "Verunglimpfung des Türkentums"
Das Gericht befürwortete außerdem neue Ermittlungen gegen Sik, die die Staatsanwaltschaft nach Angaben von "Cumhuriyet" wegen "Verunglimpfung des Türkentums" gefordert hatte. Grundlage ist ausgerechnet eine Ansprache, die Sik am Mittwoch vor Gericht zu seiner eigenen Verteidigung hielt. Er hatte darin mit Blick auf die Terrorvorwürfe gegen die Angeklagten unter anderem gesagt: "Die Organisation, die sie bei der Zeitung "Cumhuriyet" suchen, regiert unter dem Deckmantel einer politischen Partei das Land."
Am 11. September wird wieder verhandelt
"Cumhuriyet" berichtete, als nächsten Verhandlungstag in dem Prozess habe der Richter den 11. September bestimmt. Das Gericht wolle noch vor Jahresende ein Urteil fällen. Den Angeklagten wird die Unterstützung verschiedener Terrororganisationen vorgeworfen. Ihnen drohen langjährige Haftstrafen.
Neben den vier "Cumhuriyet"-Mitarbeitern bestätigte das Gericht am Freitag auch die fortdauernde Untersuchungshaft für einen weiteren Angeklagten, der aber nicht für die Zeitung tätig ist. Unter den sieben Angeklagten, deren Freilassung verfügt wurde, sind der Karikaturist und ein Anwalt der Zeitung.
Ex-Chefredakteur Dündar lebt im Exil in Deutschland
Von Journalistenorganisationen entsandte internationale Prozessbeobachter brachten am Freitag in einer Aussendung ihre Besorgnis über den Prozess zum Ausdruck. Sie forderten die Freilassung der vier in Haft verbliebenen Journalisten sowie die Einstellung des Verfahrens.
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