Chodorkowski: Nachfolger müsse Putin "zerstören"

Michail Chodorkowski
Kritiker glaubt an eine Ablösung Putins nur "auf revolutionärem Weg". Hollande traf Putin.

Um das Putin-Regime in Russland abzulösen, sind nach Ansicht des in der Schweiz lebenden Kreml-Kritikers Michail Chodorkowski "revolutionäre" Maßnahmen nötig. Einen demokratischen Weg sehe er nicht, sagte Chodorkowski in einem Interview mit der "Neuen Zürcher Zeitung (NZZ)" (Samstag-Ausgabe).

"Ich sehe nicht, wie ein Wechsel in Russland auf demokratischem, sanftem Weg geschehen könnte", sagte der frühere Chef des russischen Ölkonzerns Yukos. Putin habe sich 2011 mit seiner erneuten Präsidentschaft in eine Sackgasse manövriert: "Sein Nachfolger kann nur dann der reale Machthaber sein, wenn er Putin zerstört, physisch oder politisch."

In einer ersten Phase müsse jenes politische System geändert werden, das Putin alle Macht gebe, sagte Chodorkowski. Dies geschehe nicht auf demokratischem Wege, es brauche "revolutionäre" Maßnahmen. Erst in der zweiten Phase gehe es darum, zu einer demokratischen Politik überzugehen. Dazu brauche es eine Übergangsregierung und in der zweiten Phase dann eine Regierung, die aus freien Wahlen hervorgehe. "Die erste Aufgabe traue ich mir zu, denn ich bin ein Krisenmanager", empfahl sich der frühere Konzernchef gleich selber. Trotz der Zerschlagung von Yukos bleibt der Kreml-Kritiker ein reicher Mann: "Ich habe noch mehr als hundert Millionen Dollar, aber hier in der Schweiz ist alles deklariert", sagte er der "NZZ" weiter. Ein weiteres Unternehmen zu gründen reize ihn aber nicht mehr. Stattdessen lässt er Geld in die von ihm gegründete Organisation "Offenes Russland" fließen, um außerhalb des Parteiensystems Kräfte des Übergangs in seiner Heimat zu unterstützen.

Tiefer Fall

Chodorkowski wurde in der postsowjetischen Ära im Ölgeschäft zum Milliardär. Er war Chef des inzwischen zerschlagenen russischen Yukos-Konzerns. 2004 galt er mit einem geschätzten Vermögen von 15,2 Milliarden US-Dollar als reichster Russe und eine der reichsten Personen weltweit. Dann profilierte er sich als Gegenspieler Putins. 2005 wurde er wegen Steuerhinterziehung und Betrugs verurteilt und saß bis Ende 2013 in Haft. Nach seiner überraschenden Begnadigung durch Präsident Putin kurz vor Weihnachten 2013 reiste Chodorkowski Anfang Jänner in die Schweiz, wo er seitdem lebt.

Hollande traf Putin

Um wieder etwas Bewegung in die Ukraine-Krise zu bringen, traf sich am Samstag der französische Präsident Francois Hollande mit Putin in Moskau. Laut dem Elysee-Palast bat Hollande um das Treffen, das wahrscheinlich am Flughafen der russischen Hauptstadt stattfinden wird. Zuletzt waren die beiden Staatschefs Mitte November am Rande des G-20-Gipfels im australischen Brisbane zusammengekommen. Putin sagte danach, er sei zuversichtlich, was die Vereinbarung eines Waffenstillstands in der umkämpften Ostukraine betrifft. Er hoffe auf eine rasche Vereinbarung. Putin betonte zudem, dass Russland die territoriale Integrität der Ukraine unterstütze. Die im März annektierte Halbinsel Krim, die er erst am Donnerstag als "heiliges" russisches Territorium bezeichnet hatte, dürfte er dabei aber nicht im Sinn gehabt haben.

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