China erlaubt Bilder des Dalai Lama

Das Bilder-Verbot wird aufgehoben - indessen wird über schwere Menschenrechts-Verletzungen in Tibet geklagt.

Ob dies ein Schritt zu einer entspannteren Tibet-Politik Chinas ist, wird man erst sehen - ein Signal ist es aber auf jeden Fall: Nach 17 Jahren haben die chinesischen Behörden erlaubt, Bilder des Dalai Lama in Tibet zu zeigen. Mönche in dem bedeutenden Kloster Ganden nahe der Hauptstadt Lhasa seien informiert worden, dass sie ab nun wieder Fotos des exilierten religiösen Oberhauptes der Tibeter zeigen dürften, berichtete am Freitag die in London ansässige Organisation Free Tibet unter Hinweis auf unbestätigte Berichte aus Tibet.

China erlaubt Bilder des Dalai Lama
epa03742354 His Holiness the Dalai Lama speaks at a media briefing in Sydney, Australia, 13 June 2013. The Dalai Lama is on a ten day visit to Australia with a program of talks and teachings with the theme 'Beyond religion - the benefits of living ethically'. EPA/PAUL MILLER AUSTRALIA AND NEW ZEALAND OUT
Laut dem US-SenderRadio Free Asiawurde die Politik, wie der Dalai Lama verehrt werden kann, versuchsweise auch in tibetischen Klöstern in den angrenzenden Provinzen Sichuan und Qinghai gelockert.

Das Verbot der Bilder des Religionsführers war 1996 erlassen worden - der Dalai Lama selbst hat das Land 1959 aufgrund politischer Verfolgung verlassen. China sieht in ihm einen Separatisten.

Zwei Millionen Zwangsumsiedelungen

Zuletzt hatten tibetische Mönche mit Selbstverbrennungen auf ihre unterdrückte Situation aufmerksam gemacht - seit 2009 waren es 120 Personen, die diesen Akt der Verzweiflung setzten. Dass China ihre Rechte als Minderheit massiv verletzt, bestätigt nun auch die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch (HRW): Zwischen 2006 und 2012 seien im Zuge eines staatlichen Programms mehr als zwei Millionen Tibeter zwangsumgesiedelt worden oder hätten in neue Wohnungen umziehen müssen, hieß es in einem am Donnerstag veröffentlichten Bericht. In der Autonomen Region Tibet seien "mehr als zwei Drittel der Gesamtbevölkerung" davon betroffen.

Zusätzlich seien "hunderttausend nomadisch lebende Hirten" in Regionen wie Qinghai außerhalb des Autonomiegebiets umgesiedelt worden. Es gehe der Regierung darum, die Nomaden sesshaft zu machen und in "dauerhafte Strukturen" zu drängen, doch laufe dies der tibetischen Kultur zuwider, hieß es in dem Bericht "They Say We Should Be Grateful: Mass Rehousing and Relocation in Tibetan Areas of China" (Sie sagen, wir sollten dankbar sein: Massenhafte Neuunterbringung und Umsiedlung in den tibetischen Gebieten Chinas).

Hochgradig repressiv

Tibeter hätten keine Stimmen, wenn es um politische Entscheidungen über "radikale Veränderungen ihrer Lebensumstände" gehe, kritisierte die HRW-Direktorin für China, Sophie Richardson. In einem "hochgradig repressiven" Umfeld, könnten sie sich nicht zu Wehr setzen. Dem chinesischen Zensus von 2010 zufolge leben rund 6,2 Millionen ethnische Tibeter in China, davon 2,7 Millionen im Autonomiegebiet.

Der HRW-Bericht basiert im wesentlichen auf Interviews mit 114 Auslands-Tibetern, die zwischen März 2005 und Juni 2012 geführt wurden. Die chinesische Regierung wollte den HRW-Bericht nicht kommentieren. Außenamtssprecherin Hua Chunying sagte, HRW habe China in der Vergangenheit häufig "bewusst kritisiert und nicht fundierte Aussagen" gemacht. Es sei "nicht zu leugnen", dass Tibet eine "große Entwicklung" durchlaufen und "große Fortschritte" in allen Bereichen gemacht habe.

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