Chile muss in eine Stichwahl zwischen den Lagern

Sebastian Pinera.
Konservativer Ex-Präsident verfehlte Absolute mit 36.6 Prozent recht deutlich. Nun muss er gegen einen Mitte-Links-Kandidaten antreten.

Der konservative Unternehmer Sebastián Piñera hat die Präsidentenwahl in Chile nach ersten Hochrechnungen klar gewonnen, allerdings die absolute Mehrheit weit verfehlt. Nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen erreichte der 67-Jährige 36,6 Prozent bei der Wahl am Sonntag.

Für Alejandro Guillier (64), den Bewerber der Allianz von Sozialisten, Sozialdemokraten und Kommunisten, votierten 22,7 Prozent, wie die Wahlbehörde Servel bekanntgab. Zwischen den beiden Kandidaten wird es am 17. Dezember zu einer Stichwahl kommen. Piñera war bereits 2011 bis 2014 Präsident Chiles.

Die Journalistin Beatriz Sánchez (46), Kandidatin der linken Koalition "Frente Amplio", folgte auf Platz drei überraschend dicht hinter Guillier mit 20,3 Prozent. Sie rief ihre Unterstützer indirekt auf, bei der Stichwahl für Guillier zu stimmen. "Eins ist aber klar, Piñera wäre ein Rückschlag", sagte sie.

Gerüchte über Bündnis mit Rechtsextremen

Der rechtsextreme Kandidat José Antonio Kast, der die Regierung des Diktators Augusto Pinochet (1973-1990) lobt, erreichte mit 7,9 Prozent den vierten Platz. Kast kam noch am Sonntagabend (Ortszeit) mit Piñera zusammen und sprach ihm seine Unterstützung für die Stichwahl zu. Piñera stritt kurz danach in einem Gespräch mit dem Sender TV Chile ab, dass er ein Bündnis mit Kast ausgehandelt habe. Er werde weiter das Zentrum der Wählerschaft ansprechen.

Die scheidende Staatschefin Michelle Bachelet (66) rief die Chilenen nach Bekanntgabe des Wahlergebnisses auf, die Gelegenheit wahrzunehmen, ihren Reformplan zur Beseitigung der Ungleichheit zu fortzusetzen. "Die Aufgabe ist hart und erfordert mehr als eine Amtszeit, diese ist die Gelegenheit", sagte die Staatschefin mit Blick auf die Stichwahl. Die Einheit aller fortschrittlichen Kräfte sei dazu notwendig. Bachelet, die bereits 2007-2011 Präsidentin war, durfte gemäß der Verfassung nicht für eine unmittelbar darauf folgende weitere Amtszeit kandidieren.

Die Christdemokraten, die Teil der Regierungskoalition Bachelets sind, hatten eine eigene Kandidatin für die Präsidentschaftswahl aufgestellt. Parteichefin Carolina Goic erreichte 5,9 Prozent der Stimmen. Goic erklärte nach der Wahl, die Aufgabe sei jetzt, in der Stichwahl gegen Piñera zu konkurrieren. Der unabhängige sozialistische Kandidat Marco Enríquez-Onimani, der 5,7 Prozent der Stimmen erhielt, sprach sich dafür aus, in der Stichwahl für Guillier zu votieren.

Es wurden auch alle 155 Abgeordneten und die Hälfte der 50 Senatoren im Parlament neu gewählt. Nach der vorläufigen Auszählung wird kein politisches Lager eine absolute Mehrheit im Parlament erreichen. Die Wahlbeteiligung lag bei 47 Prozent: es gaben nur 6,7 der 14,3 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme ab.

Das ehemalige Mitglied der chilenischen Militär-Junta, Fernando Matthei, ist tot. Der Luftwaffengeneral starb am Sonntag - dem Tag der Präsidentenwahl in Chile - im Alter von 92 Jahren in einem Krankenhaus in Santiago de Chile, wie die Luftwaffe mitteilte.

Matthei war als Luftwaffenkommandant Teil der von Augusto Pinochet angeführten Junta von 1978 bis zur Übergabe der Regierung 1990 an den gewählten Präsidenten Patricio Aylwin. Matthei war Vater von Evelyn Matthei, die 2013 als Kandidatin der heute von Sebastián Pinera angeführten Mitte-Rechts-Koalition die Präsidentenwahl gegen Michelle Bachelet verlor.

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