EU rüstet sich gegen extremistische Bedrohung

10.000 französische Soldaten an sensiblen Punkten des Landes.
Nach den Anschlägen von Paris kommen erstmals die Streitkräfte im Inneren zum Einsatz.

Nach dem islamistischen Terror der Vorwoche kommen in Frankreich jetzt 10.000 Soldaten zum Einsatz. Laut Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian sollen sie an "sensiblen Punkten des Landes" stationiert werden. Der Oberbefehlshaber des Militärs, Staatspräsident Francois Hollande, habe dies mit Blick auf das Ausmaß der Bedrohung angeordnet, hieß es. Es ist das erste Mal in der Geschichte der Republik, dass die Streitkräfte im Inneren zum Einsatz kommen.

Für den Großraum Paris gilt weiterhin die höchste Terrorwarnstufe. Zumal der französische Premier Manuel Valls davon ausgeht, dass die drei Attentäter Komplizen gehabt haben müssten. Die Lebensgefährtin des Geiselnehmers in dem koscheren Supermarkt, Hayat Boumeddiene, soll sich aber bereits am 2. Jänner via Madrid nach Istanbul abgesetzt haben und am Tag nach dem Anschlag auf das Satire-Magazin Charlie Hebdo (15. Jänner) nach Syrien eingereist sein. Laut türkischen Behörden bestätige das die Auswertung der Telefondaten der Frau. Die vier Juden, die in dem Pariser Laden getötet wurden, werden heute in Jerusalem beigesetzt.

Terror in Paris: Diese Fragen sind noch offen

Auch in Großbritannien, wo die zweithöchste Alarmstufe gilt, setzt Premier David Cameron auf das Militär. Er hat die Führung der Streitkräfte ebenso wie die Polizei aufgefordert, enger zusammenzuarbeiten, damit die Armee die Polizei im Bedarfsfall rasch unterstützen könne. Zudem will London den Kampf gegen den internationalen Waffenschmuggel intensivieren.

Italien hat ebenfalls die Konsequenzen aus den Blutbädern in Paris gezogen. Im historischen jüdischen Ghetto in Rom und rund um jüdische Schulen wurden die Sicherheitsmaßnahmen drastisch verschärft. In dem Stadtviertel am linken Tiberufer, wo das Ghetto 1555 eingerichtet und 1870 aufgelöst wurde, lebt auch heute noch der Großteil der jüdischen Gemeinde der italienischen Hauptstadt.

Zudem plant Premier Matteo Renzi weitere Gesetzesmaßnahmen. So soll Terrorverdächtigen, die das Land verlassen wollen, der Pass entzogen werden können. Außerdem soll die Polizei mehr Rechte bekommen, um Internetseiten zu blockieren, die Terroristen für Propaganda nutzen.

Sein Lehrer war Londons berüchtigter Hassprediger Abu Hamza, sein erstes Terrorziel war die US-Botschaft in Paris 2001 – und sein Training dafür erhielt er in Afghanistan. Djamel Beghal, wahrscheinlich der wichtigste Mentor aller drei Attentäter von Paris, war ein international bestens vernetzter Drahtzieher des Terrors. Im Jahr 2001, also unmittelbar vor den Anschlägen des 11. September, verbrachte er mehrere Monate in Afghanistan – und traf in einem der dortigen El-Kaida-Ausbildungslager auch führende Terroristen aus Bin Ladens engstem Umfeld.

Cherif, einer der beiden Kouachi-Brüder, die das Blutbad bei Charlie Hebdo anrichteten, lernte der gebürtige Algerier im Gefängnis 2007 kennen. Cherif war damals Mitglied einer offensichtlich eher chaotischen Islamisten-Gruppe in Paris, die versuchte zum Kämpfen in den von den USA besetzten Irak zu gelangen. Der Jugendliche, der sich zuvor schon als Rap-Musiker und als Pizzabote versucht hatte, scheiterte und kam in Haft.

Dort wurde er von Beghal geschult und rasch dessen Anhänger. Denn als Cherif 2011 wieder freikam – Beghal saß inzwischen in Hausarrest in Südfrankreich – pilgerte nicht nur er regelmäßig zu seinem Mentor, er nahm auch seinen Bruder Said mit. Auch Amedy Coulibaly, der dritte Attentäter, stattete Beghal regelmäßig Besuche ab, gemeinsam mit seiner Freundin Hayat Boumeddiene, die inzwischen nach Auskunft türkischer Behörden in Syrien untergetaucht ist.

Armbrust-Schießen hätten sie dort gelernt, erzählte sie später der Polizei bei einem Verhör.

Kommentare