Buhmann Schäuble räumt Differenzen mit Merkel ein

Angela Merkel und Wolfgang Schäuble: "Die Kanzlerin und ich betreiben keine Rollenspiele".
"Die Kanzlerin und ich betreiben keine Rollenspiele". Schäuble würde im äußersten Fall um eine Entlassung bitten.

Europa ist wie wir: Nicht immer einer Meinung, aber immer ein gemeinsamer Weg".

Ein Satz, der ebensogut bei einer der zahlreichen Pressekonferenzen zur Griechenland-Krise gefallen sein könnte. Ist er aber nicht - der Spruch stammt von einem Wahlplakat der CDU aus dem Jahr 1999. Darauf zu sehen: Der damalige Bundesvorsitzende der CDU, Wolfgang Schäuble und Angela Merkel, Ende der 90er CDU-Generalsekretärin. Dass die beiden in der Griechenland-Frage andere Positionen vertreten, ist längst ein offenes Geheimnis. Die Meinungsunterschiede Merkels und Schäubles haben aber auch Tradition.

Doch so beschädigt wie jetzt, dürfte das Verhältnis zwischen Angela Merkel und Wolfgang Schäuble noch nie gewesen sein. Die beiden reden kaum mehr miteinander, hört man aus Berlin, Schäubles "Grexit auf Zeit" soll mit der Kanzlerin nicht abgestimmt gewesen sein.

"Die Kanzlerin und ich betreiben keine Rollenspiele"

In einem Interview im aktuellen Spiegel räumte Schäuble nun ein, dass er und Merkel in den vergangenen Wochen unterschiedliche Auffassungen zur Griechenland-Krise vertreten haben. "Es gehört zur Demokratie, dass man auch einmal unterschiedliche Meinungen hat", sagte der streitbare Finanzminister dem Magazin. Dass es sich dabei um eine abgemachte Verhandlungsstrategie gehandelt hätte, verneinte Schäuble: "Die Kanzlerin und ich betreiben keine Rollenspiele".

Politiker hätten ihre Verantwortung aus ihren Ämtern. "Zwingen kann sie keiner. Wenn das jemand versuchen würde, könnte ich zum Bundespräsidenten gehen und um meine Entlassung bitten." Schäuble stellt aber klar, dass er derzeit nicht über einen Rücktritt nachdenke. Auf die entsprechende Nachfrage antwortet er "Nein, wie kommen Sie darauf?" Es gebe nach wie vor eine Konstante zwischen ihm und Merkel, die sich auch in der Krise nicht geändert hat: "Wir wissen, dass wir uns aufeinander verlassen können."

Im Interview mit dem Spiegel verteidigte Schäuble darüber hinaus einmal mehr seinen Vorschlag eines zeitweisen Ausscheidens Griechenlands aus der Eurozone. "Wir haben nur auf die Möglichkeit hingewiesen, dass Athen selbst über eine Auszeit entscheiden kann." Der deutsche Bundestag hatte, wie auch der österreichische Nationalrat, am Freitag der Aufnahme von Gesprächen über ein drittes Hilfsprogramm für Griechenland zugestimmt.

Schäuble hatte in der Parlamentsdebatte betont, dass er dies als letzte Chance für Athen sehe. Auf die Frage im Spiegel-Interview, ob er es für möglich halte, dass es angesichts der Probleme bei der Umsetzung der Reformen doch noch zu einem Grexit komme, verwies Schäuble auf einen seiner schärfsten Kritiker der vergangenen Tage: "Der österreichische Bundeskanzler Werner Faymann hat gesagt, das könne jederzeit passieren", meinte Schäuble. Faymann hatte am Freitag davor gewarnt, dass eine Entscheidung gegen das Hilfsprogramm unweigerlich einen "Grexit" zur Folge hätte.

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