Bürgermeisterwahl: Grillo-Kandidatin in Rom klar vorn

Virginia Raggi, Kandidatin der Fünf Sterne-Bewegung
Rund 13,5 Millionen stimmberechtigte Italiener waren am Sonntag zur Wahl neuer Bürgermeister aufgerufen.

Bei den Bürgermeisterwahlen in Rom zeichnet sich ein Erfolg der anti-europäischen Fünf Sterne-Bewegung ab. Laut Hochrechnungen des öffentlich-rechtlichen TV-Senders RAI liegt in der italienischen Hauptstadt die Kandidatin der Partei um den Kabarettisten Beppe Grillo, Virginia Raggi, mit 37,3 Prozent deutlich vorne. Noch unklar ist, wer gegen sie bei den Stichwahlen am 19. Juni antreten wird.

Der von Ministerpräsidenten Matteo Renzi unterstützte Roberto Giachetti von der Demokratischen Partei (PD) erhielt laut Hochrechnungen 22,6 Prozent der Stimmen. Er liefert sich ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit der Vorsitzenden der postfaschistischen Gruppierung "Fratelli d'Italia" (Brüder Italiens) und Ex-Jugendministerin, Giorgia Meloni, die laut Hochrechnungen 21,8 Prozent der Stimmen eroberte. Die 37-jährige Rechtsanwältin Raggi galt bereits im Vorfeld als Favoritin.

Erste Bürgermeisterin in Rom

Sollte Raggi auch die Stichwahlen gewinnen, wäre sie die erste Frau, die in Rom zur Bürgermeisterin avanciert. Ihr Einzug in das Rathaus wäre ein eklatanter Erfolg für die 2009 als Protestinitiative gegründete Fünf Sterne-Bewegung, die sich der Wählerschaft als Alternative zu den etablierten Parteien präsentiert und sich mit Slogans für Ehrlichkeit und Transparenz in der Politik bei vielen politikverdrossenen Wählern Gehör verschafft hat.

Für die PD von Premier Renzi gelten die Wahlen als Stimmungstest. In Mailand wird Renzis Kandidat Giuseppe Sala mit 42,8 Prozent der Stimmen in die Stichwahl gehen. Sala, ehemaliger Chef der im Oktober zu Ende gegangenen Weltausstellung in der lombardischen Metropole, soll sich mit dem Kandidaten aus dem Mitte-Rechts-Lager Stefano Parisi messen, der es laut Hochrechnungen auf 37,7 Prozent schaffte.

1.342 Kommunen haben abgestimmt

In Turin kann der seit fünf Jahren amtierende Bürgermeister Piero Fassino (PD) auf einen Amtsverbleib hoffen. Der Ex-Justizminister soll laut Hochrechnungen mit 40 Prozent in die Stichwahl gegen die Rivalin der Fünf Sterne-Bewegung, Chiara Appendino, gehen, die laut Hochrechnungen 36 Prozent der Stimmen eroberte. In Neapel ist der amtierende Bürgermeister Luigi De Magistris vorn. Er soll gegen den Mitte-Rechts-Kandidaten Giovanni Lettieri zur Stichwahl in zwei Wochen zugelassen werden. In Bologna soll es der amtierende Bürgermeister Virginio Merola in die Stichwahlen gegen die Mitte-rechts-Kandidatin Lucia Bergonzoni (PD) geschafft haben.

Rund 13,5 Millionen stimmberechtigte Italiener waren am Sonntag zur Wahl neuer Bürgermeister aufgerufen. Insgesamt wurde in 1.342 Kommunen abgestimmt. Die Wahlbeteiligung lag laut dem Innenministerium bei 66 Prozent. Die Stichwahl soll am 19. Juni in jenen Gemeinden mit mehr als 15.000 Einwohnern stattfinden, in denen kein Bürgermeisterkandidat beim ersten Wahlgang auf mehr als 50 Prozent der Stimmen gekommen ist.

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