Breivik-Prozess: Tipps aus Österreich

Die norwegische Justiz ist an den Erfahrungen vom Prozess gegen Josef Fritzl interessiert. Dabei geht es vor allem um den Umgang mit dem Medienansturm.

Im kommenden Frühjahr wird die Welt erneut nach Norwegen blicken: Vermutlich im April, zu Ostern, wird der mutmaßliche Massenmörder von Oslo, Anders Behring Breivik, vor Gericht stehen. Es wird die größte Verhandlung in der norwegischen Geschichte; ein Mammut-Prozess, bei dem allein 170 Privatbeteiligtenvertreter für 700 bis 800 Hinterbliebene und Betroffene anwesend sein werden, wie die norwegische Zeitung Aftenbladet berichtet. "Insgesamt gibt es rund 1000 Geschädigte, die auch alle das Recht haben, den Prozess zu verfolgen", sagt Richter Geir Engebretsen vom Osloer Amtsgericht gegenüber der Zeitung.

Kopfzerbrechen bereitet der norwegischen Justiz vor allem der zu erwartende Ansturm internationaler Medien. Nach Schätzungen des norwegischen Presseverbands dürften zwischen 1000 und 2000 Medienvertreter aus aller Welt zum Prozess gegen Breivik strömen. Um für den Ansturm gerüstet zu sein, hat sich Richter Engebretsen, der für die Planung des Prozesses zuständig ist, nun "Inspiration" von großen Prozessen im Ausland geholt, schreibt die Zeitung.

Vor allem in Österreich, oder genauer in St. Pölten. Denn hier stand 2009 Josef Fritzl vor Gericht - der Prozess gegen den Niederösterreicher zog Hunderte Journalisten von insgesamt 238 Medien aus 30 Ländern an. "Wir haben die Erfahrungen des Fritzl-Prozesses in Österreich eingeholt, um die Probleme zu vermeiden die dort entstanden sind, besonders was den Umgang mit den Medien betrifft", zitiert Aftenbladet Richter Engebretsen.

Keine Journalisten zugelassen

Auf welche Probleme der Jurist anspielt, bleibt in dem Bericht unerwähnt. Beim Fritzl-Prozess hatten unter anderem die Selektion der zum Prozess zugelassenen Medienvertreter und die knappen Auskünfte des Gerichtssprechers zu den nichtöffentlichen Teilen der Verhandlung zu Unmut unter Reportern geführt.

Im Gegensatz zum Fritzl- Prozess, bei dem rund 100 Medienvertreter im Gerichtssaal zugelassen waren, werden Journalisten den Breivik-Prozess voraussichtlich gar nicht direkt verfolgen dürfen. Es sei daher - ähnlich wie auch in St. Pölten - ein eigenes Pressezentrum im Bereich des Gerichts geplant.

Anders Behring Breivik soll am 22. Juli auf der Insel Utøya bei Oslo 69 Menschen getötet haben, vor allem Jugendliche, die an einem Sommerlager der Arbeiterpartei teilnahmen. Zuvor soll er im Regierungsviertel von Oslo eine Bombe gezündet haben, dabei waren acht Menschen getötet worden.

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