Schwaches Mandat für Präsidentin Rousseff

Die Präsidentin steht nun vor der Aufgabe, Brasilien wieder in Gang zu bringen.

Die amtierende Staatschefin Brasiliens konnte ihr Präsidentenamt bei der sonntägigen Stichwahl behaupten, doch ihr Sieg fiel deutlich knapper aus als vorhergesagt. Mit 51,65 Prozent lag Dilma Rousseff von der linken Arbeiterpartei PT gerade einmal drei Prozentpunkte vor ihrem konservativen Herausforderer Aecio Neves. Bei rund 105 Millionen gültigen Stimmen ist das ein Vorsprung von nur gut drei Millionen.

Das ist nicht wirklich ein robustes Mandat für ihre zweite Periode an der Spitze des Landes, durch das ein tiefer Riss geht. Denn im reichen Süden und Südosten hatte die Präsidentin, die alle nur "Dilma" nennen, nichts zu melden. Im bevölkerungsstärksten Bundesstaat São Paulo (44 Millionen Einwohner) etwa konnte Neves sogar eine Zwei-Drittel-Mehrheit einfahren. Umgekehrt hatte der 54-Jährige in seinem Heimatbundesstaat Minas Gerais, wo er zwei Mal als Gouverneur die Geschicke durchaus zum Positiven wendete, das Nachsehen.

Arme für Rousseff

Entschieden wurde die Wahl zugunsten Rousseffs allerdings im armen Norden und Nordosten Brasiliens. Dort hatte sie ein Heimspiel. Der Grund: Millionen profitieren dort von den Sozialprogrammen, die bereits unter Dilmas PT-Vorgänger im Amt des Präsidenten und Mentor Luiz Inácio Lula da Silva installiert wurden, der selbst aus der Region stammt. In einigen dieser Bundesstaaten errang die 66-Jährige Mehrheiten von gut 70 Prozent.

Börse sackt ab

Die Präsidentin steht nun vor der Herkulesaufgabe, das Land zu einen und die siebentgrößte Volkswirtschaft wieder in Gang zu bringen. Denn nach den Boomjahren ist diese im ersten Halbjahr 2014 in die Rezession geschlittert. Doch viele scheinen das der ehemaligen Untergrundkämpferin gegen die Militärdiktatur (1964– 1985) nicht zuzutrauen. Der "brasilianische DAX" Bovespa knickte nach Handelsstart am Montag um gut sechs Prozent ein. An der Wall Street verloren die US-Titel des brasilianischen Ölkonzerns Petrobras zwischenzeitlich knapp zehn Prozent.

Das Unternehmen steht derzeit für die weit verbreitete Korruption im Land. In eine Schmiergeldaffäre sollen höchste PT-Kader involviert sein, auch Rousseff und Lula sollen von den Machenschaften gewusst haben.

Solche Skandale sowie die generelle Unzufriedenheit mit der Politik lassen die Verdrossenheit steigen. So blieben trotz Wahlpflicht mehr als 20 Prozent der 142,5 Millionen Wahlberechtigten den Urnen fern, mehr als sieben Millionen enthielten sich der Stimme oder votierten ungültig. Somit wurde Rousseff nur von 36 Prozent der Brasilianer gewählt.

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