Blutiger Tag: Anschlagsserie in Bagdad

Anschlag in Sadr City
IS bekannte sich zu Autobombenattacke mit mehr als 60 Toten.

Bei einem Autobombenanschlag in einem schiitischen Viertel in der irakischen Hauptstadt Bagdad sind am Mittwoch Dutzende Menschen getötet worden. Nach Angaben der Polizei starben bei der Attacke in Sadr City mindestens 64 Menschen, 87 wurden verletzt, wie CNN berichtete. Zur Tat bekannte sich die Terrormiliz IS. Eine Autobombe sei nahe einem Schönheitssalon auf dem Markt von Sadr City explodiert, hieß es von Sanitätern und Sicherheitsbeamten. Bei vielen der Opfer handle es sich um Frauen. Angesichts der großen Zahl an Schwerverletzten, werde befürchtet, dass die Anzahl der Todesopfer noch steigen könnte.

Umliegende Geschäfte gerieten in Brand, überall lagen Trümmer verstreut, auch das ausgebrannte Auto des Attentäters stand auf der Straße. Dutzende wütende Einwohner Bagdads versammelten sich am Anschlagsort und gaben der Regierung die Schuld, die derzeit in einer tiefen politischen Krise steckt. Die IS-Miliz erklärte, einer ihrer Kämpfer namens Abu Sulaiman al-Ansari habe den Selbstmordanschlag verübt. Demnach waren die auf dem Markt versammelten Schiiten das Ziel des Attentats. Die Echtheit des Bekennerschreibens konnte vorerst nicht unabhängig überprüft werden.

Später folgten noch zwei weitere Bombenanschläge in Bagdad, hier starben mindestens 22 Menschen. Eine Explosion erschütterte den überwiegend schiitischen Bezirk Kadhimiya im Nordwesten der irakischen Hauptstadt, eine andere traf eine mehrheitlich sunnitische Gegend im Westen der Stadt.

In den vergangenen Monaten wurde der IS von den irakischen Streitkräften zurückgedrängt. Allerdings kontrolliert die Extremistenmiliz weiterhin Gebiete im Westen des Landes. Von dort aus verübt sie Anschläge in anderen Landesteilen.

Der Irak ist seit Monaten politisch nahezu blockiert. Angesichts von Massenprotesten und immer lauteren Reformforderungen versucht Ministerpräsident Haider al-Abadi seit Wochen, sein Regierungsteam durch ein neues Kabinett aus Fachleuten zu ersetzen, die nicht nach konfessionellen oder parteilichen Kriterien ausgewählt werden. Dem widersetzen sich diverse Oppositionsparteien. Tausende Anhänger des schiitischen Würdenträgers Moktada Sadr organisierten wiederholt Kundgebungen am Parlament in Bagdad.

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