Blutiger Ramadan in Syrien

Blutiger Ramadan in Syrien
Mit Massenfestnahmen und weiteren Angriffen setzten die Regierungstruppen ihre Aktionen fort. Flüchtlinge erzählen von Gräueltaten.

Es ist der vierte Tag in Folge, an dem das syrische Militär die Hafenstadt Latakia mit unverminderter Härte unter Beschuss nimmt. Die Protesthochburg ist von der Armee umzingelt, die Soldaten von Präsident Bashar Al-Assad führen Massenfestnahmen durch.

Al-Jazeera meldete, am Vortag seien in Latakia 15 Menschen getötet worden. In Homs hätten Sicherheitskräfte bei einer abendlichen Solidaritätskundgebung für Latakia zwölf mutmaßliche Gegner des Regimes erschossen. Ins Visier nahmen Assads Soldaten vor allem ärmere Viertel und das Palästinenser-Flüchtlingslager Al-Ramle. Aus Furcht vor den Angriffen haben Tausende Palästinenser das Lager bereits verlassen.

Und die Flüchtlinge berichten von grausamen Taten der Armee: Menschen, die es in türkische Flüchtlingslager schafften, sagten, die regierungstreuen Kräfte seien gezielt in mehrere Häuser eingedrungen und hätten dort ganze Familien auf brutalste Weise ermordet. Eine schwangere Frau und ihr Fahrer seien am Sonntag bei dem Versuch erschossen worden, mit dem Auto von Latakia zur türkischen Grenze zu gelangen. Der Ehemann der getöteten Frau und ihr gemeinsamer Sohn seien verletzt in ein Krankenhaus gebracht worden.

Die Gewalt in Syrien konzentriert sich seit Beginn des islamischen Fastenmonats Ramadan Anfang August vor allem auf die Abendstunden. Denn die meisten Protestaktionen der Regimegegner finden nach den abendlichen Gebeten in der Moschee statt.

Die Offensive der Regierungstruppen auf Latakia läuft seit Anfang August. Zuvor hatten Assads Soldaten die Stadt Homs eingenommen. Seit Ausbruch der Proteste gegen Assad im März sollen bis zu 2000 Zivilisten getötet worden sein. Die Berichte aus Syrien können nur schwer überprüft werden, weil die Regierung ausländische Korrespondenten aus dem Land verwiesen hat.

Türkei warnt Assad

Die Gewalt des Regimes brachte die türkische Führung gegen Assad auf: "Das ist unser letztes Wort", sagte Außenminister Ahmet Davutoglu am Montag. Die Militäreinsätze müssten sofort und bedingungslos gestoppt werden. Andernfalls werde kein Wort mehr darüber verloren, welche Schritte folgen könnten. Näher äußerte sich Davutoglu nicht. Das Vorgehen Syriens könne wegen der Menschenrechte nicht als innenpolitische Angelegenheit betrachtet werden.

Im saudi-arabischen Jiddah traf König Abdallah nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Spa mit dem türkischen Staatschef Abdullah Gül zu einem Gespräch über die Lage in Syrien zusammen. Die Türkei hatte Assad zuletzt verstärkt zu demokratischen Reformen gedrängt, sich damit aber bisher eine Abfuhr eingehandelt.

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