Journalisten-Dinner: Trump zu Besuch beim "Feind"

Ist die Teilnahme an einem Journalisten-Dinner ein Test für ein mögliches Erscheinen bei den White-House-Correspondents?

Nach einem Jahr voller Frontalangriffe auf die Medien wagt sich US-Präsident Donald Trump sozusagen auf feindliches Territorium. Am Samstagabend (Ortszeit) wollte er am traditionellen Dinner des Gridiron-Clubs, einer prestigereichen Journalisten-Vereinigung in Washington, teilnehmen.

Im vergangenen Jahr war er dieser Veranstaltung noch ebenso ferngeblieben wie der alljährlichen Gala der beim Weißen Haus akkreditierten Journalisten, dem Correspondents' Dinner. Warum er diesmal die Einladung des Gridiron-Clubs annahm, ist nicht bekannt.

Trumps Verhältnis zu den Medien hat sich seit dem vergangenen Frühjahr weiter verschlechtert. Er bezeichnete sie beispielsweise als "Feind des Volkes" - der Begriff "Fake News" (Lügenmedien) ist inzwischen zum ständigen Vokabular in Trumps Reden und Tweets geworden.

Spaß und Satire

Der Gridiron-Club ist ein relativ kleiner Journalistenverein, dem zumeist die Washingtoner Bürochefs verschiedener Medien angehören. Mitglied kann man nur auf Einladung werden. Die alljährliche Gridiron-Gala ist eine Art Satireshow, bei denen kostümierte Journalisten Politiker in Sketchen und musikalischen Parodien aufs Korn nehmen. Vertreter beider Parteien, der Demokraten und Republikaner, werden eingeladen und halten humorige Ansprachen.

Allerdings geht es weniger harsch zu als traditionell beim Korrespondenten-Dinner. "Singe, don't burn" (Ansengen, nicht verbrennen) ist das Gridiron-Motto. Vermutungen gehen dahin, dass Trump die Veranstaltung als einen Test betrachtet, bevor er entscheidet, ob er diesmal an der Korrespondenten-Gala teilnimmt. Sie steht im April auf dem Programm, ist größer und glamouröser, die Reden werden im Fernsehen live übertragen.

Beim Gridiron-Dinner sind dagegen keine Kameras zugelassen. Das heißt, niemand außerhalb des Saales kann sehen, wie der jeweilige Politiker auf die Witzeleien über ihn reagiert. Trump ist zwar gut im Austeilen, aber weniger gut im Einstecken: Er gilt als sehr dünnhäutig.

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