Aktivisten: 470 Zivilisten 2016 bei US-Bombardements in Syrien getötet

Aktivisten: 470 Zivilisten 2016 bei US-Bombardements in Syrien getötet
Bei Bombardierungen seien 2016 nach Angaben von Aktivisten zudem mehr als 1960 Kämpfer getötet worden. Russland hat mit Abzug aus Syrien begonnen.

Bei Luftangriffen der US-geführten internationalen Koalition in Syrien sind im vergangenen Jahr nach Angaben von Aktivisten fast 470 Zivilisten ums Leben gekommen. Darunter seien mehr als 100 Kinder und 60 Frauen gewesen, erklärte die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" am Freitag. Außerdem hätten die Bombardierungen mehr als 1960 Kämpfer getötet, darunter mehr als 1860 Extremisten der Terrormiliz Islamischer Staat (IS).

Die Menschenrechtsbeobachter sitzen in England, stützen sich bei ihren Angaben aber auf Informationen von mehr als 200 Aktivisten in Syrien. Ihre Angaben haben sich als zuverlässig erwiesen.

Die auch von der Bundeswehr unterstützte internationale Koalition fliegt seit mehr als zwei Jahren in Syrien Luftangriffe gegen den IS und andere Extremisten. Vor einigen Tagen töteten US-Flugzeuge bei Angriffen im Nordwesten Syriens mehr als 20 Anhänger der Al-Kaida-nahen Fatah-al-Scham-Front. Für die radikale Miliz gilt die vor einer Woche in Kraft getretene Waffenruhe nicht.

Russland beginnt Reduzierung der Truppen

Indes begann Russland am Freitag mit der Reduzierung seiner Truppen in Syrien. Nach der Eroberung der Großstadt Aleppo durch die syrische Armee hat das russische Militär mit einer Reduzierung seiner Truppen in dem Bürgerkriegsland begonnen. Als erste sollen der Flugzeugträger "Admiral Kusnetzow", der Raketenkreuzer "Peter der Große" sowie mehrere Begleitschiffe die Region verlassen, wie das Verteidigungsministerium in Moskau am Freitag mitteilte.

"Nach einer Entscheidung von Oberbefehlshaber Wladimir Putin beginnt das Verteidigungsministerium damit, seine eingesetzten Truppen in Syrien zu reduzieren", sagte General Waleri Gerassimow der Agentur Interfax zufolge. Unklar war zunächst, wie groß die Truppenreduzierung insgesamt ausfällt.

Admiral Kuznetsov
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AP/STR
Admiral Kuznetsov carrier
FILE - In this 2004 file photo the Admiral Kuznetsov carrier sails in the Barents Sea, Russia. Russia says it is withdrawing the Admiral Kuznetsov aircraft carrier and some other warships from the waters off Syria as the first step in drawing down forces in Syria. (AP Photo, file)

Der Schritt kommt nicht überraschend. Verteidigungsminister Sergej Schoigu hatte Präsident Putin bereits Ende Dezember vorgeschlagen, dass angesichts der jüngsten Waffenruhe in Syrien erste Truppen abgezogen werden könnten. Die russische Armee unterstützt die syrischen Streitkräfte seit 2015 vor allem mit Luftangriffen. Die "Admiral Kusnetzow", Russlands einziger Flugzeugträger, hatte Moskau erst im November zur Unterstützung ins Mittelmeer verlegt.

Marine kehrt zurück

Die Aufgaben der Marine-Verbände seien erfüllt, sagte der russische Generaloberst Andrej Kartapolow. Die Kriegsschiffe hätten eng mit der russischen Luftwaffe in Syrien zusammengearbeitet. Die Schiffe sollen innerhalb der kommenden zehn Tage über das Mittelmeer den Hafen von Seweromorsk bei Murmansk im Norden Russlands ansteuern.

Russland gehört neben dem Iran zum wichtigsten Verbündeten des syrischen Machthabers Bashar al-Assad. Mit russischer Unterstützung gelang es der syrischen Armee und ihren Verbündeten Ende vergangenen Jahres, nach langen Kämpfen die strategisch wichtige Stadt Aleppo im Norden des Landes komplett unter Kontrolle zu bringen. Für Assad und seine Anhänger war das einer der wichtigsten Erfolge seit Ausbruch des Konflikts im März 2011.

Brüchige Waffenruhe

Seit einer Woche gilt in Syrien eine landesweite Waffenruhe, die von Russland und der Türkei vermittelt worden war. Allerdings kommt es nach Angaben von Aktivisten immer wieder in einigen Gebieten zu Gewalt. Syriens Luftwaffe flog in den vergangenen Tagen unter anderem Angriffe auf das von Rebellen gehaltene Tal Wadi Barada. Es ist strategisch wichtig, weil von hier aus Millionen Menschen in der Hauptstadt Damaskus mit Wasser versorgt werden. Wie die "Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte" am Freitag mitteilte, warf die Luftwaffe mindestens zehn Fassbomben ab. Bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Kämpfern der jihadistischen Miliz Fateh al-Sham soll ein Kind getötet worden sein.

Die UNO hatte die Unterbrechung der Wasserversorgung für die syrische Hauptstadt am Donnerstag als Kriegsverbrechen eingestuft. In der Stadt sind seit dem 22. Dezember 5,5 Millionen Menschen ganz oder teilweise vom Wasser abgeschnitten. Grund dafür seien "Kämpfe oder Sabotageakte oder beides" in der Region Wadi Barada nahe Damaskus, sagte der UN-Hilfskoordinator für Syrien, Jan Egeland, in Genf.

Die russischen Streitkräfte sind eine wichtige Stütze für den syrischen Machthaber Bashar al-Assad. Seit September 2015 fliegt Moskaus Luftwaffe Angriffe in Syrien. Operiert wird von der Luftwaffenbasis Hamaimim bei der Stadt Latakia aus, zudem gibt es eine Marinebasis in Tartus.

Die Angriffe richten sich nach russischer Darstellung gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS). Der Westen wirft Russland jedoch vor, dabei auch Rebellen zu töten, die mit dem IS verfeindet sind. Syrische Aktivisten machen Russland auch für Angriffe auf Zivilisten verantwortlich. Moskau dementiert das.

Durch seinen Einsatz im Syrien-Krieg hat Russland auf der internationalen Bühne wieder stark an Einfluss gewonnen. Russland beteiligt sich aktiv bei den UNO-Friedensgesprächen in Genf. Am 23. Jänner werden in der kasachischen Hauptstadt Astana weitere Verhandlungen erwartet, diese sind jedoch von russischer Seite noch nicht bestätigt.

Medial inszeniert feierte Moskau im Frühjahr 2016 die vorübergehende Rückeroberung der antiken Oasenstadt Palmyra. Mit russischer Unterstützung gelang es der syrischen Armee die strategisch wichtige Stadt Aleppo im Dezember komplett unter Kontrolle zu bri

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